Podium International: Boris Pahor |
Foto: Berlin Verlag |
Alles in allem bin ich ein glücklicher Mensch Boris Pahor, ein in Triest geborener Slowene, der in Padua studierte,
italienische Literatur unterrichtete, seinen Kriegsdienst in Libyen und
seine Tätigkeit als Gefangenendolmetscher am Gardasee hinter sich
hatte, wurde von der deutschen Geheimpolizei im Januar 1944 wegen ein
paar Zeitungsartikeln in das Todesreich verschleppt. Boris
Pahor überlebte fünfzehn Monate in fünf unterschiedlichen
Konzentrationslagern: Dachau, Natzweiler (in den Vogesen), Dora-Mittelbau
und Harzungen, Bergen-Belsen. |
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Wer Nekropolis liest, hat tatsächlich Grund, jede Sekunde
seines guten bequemen Lebens zu lieben! Der in Ich-Form verfasste Bericht,
der mich so beeindruckt hat wie selten ein Buch über den Holocaust,
erschien 1967 im slowenischen, damals jugoslawischen Maribor. In Frankreich
und in den USA sind Pahors Bücher hoch angesehen. Sein Name wird
zu Recht zusammen mit Primo Levi, Imre Kertész und Robert Antelme
genannt. Aber es hat lange gedauert, bis ein deutscher Verlag dieses Buch
übersetzen ließ, vielleicht weil wir tief und doppelt tief
Luft holen müssen, um Nekropolis zu lesen. Aber es ist
ein Fehler, vielleicht sogar ein Vergehen gegenüber unserer Vorstellungswelt,
wenn wir dieses Buch ignorieren. Es ist schonungslos, aber ohne Schuldzuweisung
und sehr konzentriert geschrieben, Abschweifungen gibt es nicht. Auch
nicht in den allgemeinen Lageralltag und seine Rituale. Es gibt keine
Möglichkeit, Pahors furchtlosem, direktem Blick auszuweichen. Weder
Tod noch Liebe ertragen Zeugen, schreibt der nüchterne Biograf.
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