Podium International: Claudio Magris |
Foto: Barbara Schindler |
Die Welt en gros und en détail Er gehört durch Herkunft, Bildung und Neigung zu den europäischen
Intellektuellen. Claudio Magris ist 1939 in der Vielvölkerstadt Triest
geboren und lehrt dort deutsche Literatur. Schon mit 24 Jahren veröffentlichte
er ein Buch, in dem er sich mit dem habsburgischen Mythos in der
österreichischen Literatur auseinandersetzte. 1974 hat er in
Weit von wo die verlorene Welt des Ostjudentums berufen. Sein
großes Werk über die Donau versteht sich als Biographie
eines Flusses, als Urbild des verbindenden Stromes, der auf seinem
Weg von 3000 Kilometern durch acht Länder führt und unendlich
viele Geschichten aus der Geschichte angelagert hat. Magris hat sich immer
als Dolmetscher verschiedener Kulturen verstanden. Er gehörte bereits
vor dem Fall des Eisernen Vorhangs zu den Intellektuellen, die gegen die
Regimegrenzen und Mauern den alten Traum von Mitteleuropa wiederbeleben
wollten: eine Einheit, die sich den nationalstaatlichen Markierungen versagt
und die auf einer kulturhistorischen Einheit besteht, die auch die Länder
des Ostens umschließt. Die humanistische Tradition, in der er verwurzelt
ist, hält er für ihr Erbe, das es zu verteidigen und wiederzubeleben
gilt.
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Claudio Magris steht zwischen den Literaturen: einerseits verkörpert
er den Typus des Wissenschaftlers, der große Stoffmassen zu bewegen
weiß, andererseits ist er ein Essayist, der dem subjektiven Blick
Raum gibt, zum dritten aber ist er Literat. Seine erste Erzählung
erschien 1986: Mutmaßungen über einen Säbel
ruft die letzten Kriegstage auf, in denen die mit Hitler kollaborierenden
Kosaken im Karstgebirge des Friaul ausweglos verharren. In seinem Werk
stehen Geschichten wie Ein anderes Meer neben Essays über
großen Stil und Nihilismus in der modernen Literatur,
das Großbild einer Multikultur, die seine Herkunft und seine Familie
bestimmt, neben dem Bekenntnis zu den Entlegenen und Verschollenen in
der Geschichte. Im Anschluss an Gespräch und Lesung wird ein ausführliches Filmporträt gezeigt: Zwischen Alpen, Karst und Adria Der Schriftsteller Claudio Magris, das Dietrich Leube 2000 für das Bayerische Fernsehen drehte.
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