Claudio Magris


   

Claudio Magris wurde 1939 in Triest geboren. Er studierte an der Universität von Turin. 1966 habilitierte er sich für Deutsche Literatur. 1968-1970 arbeitete er als Ordinarius für Deutsche Sprache und Literatur an der Universität Triest. 1970 nahm er einen Ruf an die Universität Turin an. 1978 wechselte er auf den Triester Lehrstuhl an der Philosophischen Fakultät zurück, den er seither innehat. Magris zählt zu den bedeutendsten italienischen Germanisten. Er betreute auch die Übersetzung vieler deutschsprachiger Autoren ins Italienische, darunter Joseph Roth und Arthur Schnitzler, Georg Büchner und Franz Grillparzer.
International bekannt machte Magris seine 1963 publizierte Studie „Der habsburgische Mythos in der österreichischen Literatur“, die in viele Sprachen übersetzt wurde. Seither blieb Magris auch als Schriftsteller und Dramatiker im öffentlichen Gespräch. Sein Buch über die „Donau. Biographie eines Flusses“, das in Deutschland der Hanser Verlag herausgab, stellte Magris’ endgültigen Durchbruch als Romanautor dar. Magris’ erstes Theaterstück „Stadelmann“, eine melancholische Komödie um Goethes gleichnamigen Diener, wurde in Italien in der Spielzeit 1990/1991 uraufgeführt. Als langjähriger Essayist und Kolumnist des „Corriere della Sera“ nahm Magris, der 1994-1996 als Parteiloser auch Senator für die Region Triest war, immer wieder zu brisanten innen- und außenpolitischen Themen Stellung. Eine Auswahl erschien 1982 in dem Band „Itaca o oltre“.
Dem deutschsprachigen Lesepublikum wurde Magris in den 80er Jahren als Erzähler und Essayist bekannt. 1986 erschien als erste kleinere literarische Arbeit seine Erzählung „Mutmaßungen über einen Säbel“, die von den letzten Tagen einer mit den Nazis kollaborierenden Kosakenarmee in den Kanarischen Bergen im Friaul handelt. 1987 kam in deutscher Übersetzung sein großer, zusammen mit dem Historiker Angelo Ara verfasster Essay „Triest – Eine literarische Hauptstadt Mitteleuropas“ heraus. Mit viel Beifall bedacht wurde hierzulande auch die Erzählung „Ein anderes Meer“.
Die Frage nach der Bedeutung der Grenze stellte Magris in seinem nur dreißig Seiten umfassenden Band „Il conde“ (1993). Mit dem renommierten „Premio Strega“ wurde 1997 das Buch „Microcosmi“ ausgezeichnet, in dem „hinreißend melancholische Geschichten aus Triest und Umgebung“ (FR, 8.7.1997) zusammengefasst sind.
Claudio Magris war Politiker der Linken und ist Sprach- und Kulturwissenschaftler und Schriftsteller zugleich, wie es in dieser Selbstverständlichkeit vielleicht nur in Italien möglich ist. Seine Wahrnehmungsmeisterschaft macht jedes seiner Bücher zum Ereignis. Neben Umberto Eco gilt Magris heute als einer der brillantesten Publizisten Italiens.
Auszeichnungen u.a.: Premio Debenedetti (1972), Goethe-Medaille (1980), Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse (1980), San Giusto d’Oro (1984), Musil-Medaille der Stadt Klagenfurt (1984), Premio Bagutta (1987), Manès-Sperber-Preis (1987), Premio Antico Fattore (1988), Prix du meilleur livre étranger (1990), Forschungspreis der Alexander von Humboldt-Stiftung (1992), Prix de France Culture Etranger (1993), Ehrenmedaille in Gold der Stadt Wien (1994), Premio Strega (1997), Würth-Preis für Europäische Literatur (1999), Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung (2001), Erasmus-Preis, Rotterdam (2001), Ehrendoktorwürden der Universitäten Straßburg (1991), Kopenhagen (1993), Klagenfurt.

 

 

Veröffentlichungen in deutscher Übersetzung (Auswahl):
– „Der habsburgische Mythos in der österreichischen Literatur“, Müller, Salzburg 1966, Zsolnay, Wien 2000
– „Weit von wo. Verlorene Welt des Ostjudentums“, Europaverlag, Wien 1974
– „Der unauffindbare Sinn“, Ca-rinthia, Klagenfurt 1978
– „Die andere Vernunft. E.T.A. Hoffmann“, Hain, Königstein 1980
– „Die Stadt aus Papier. Triest und seine Literatur“, Verlag der österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1985
– „Mutmaßungen über einen Säbel“, Hanser, München u.a. 1986
– „Triest. Eine literarische Hauptstadt in Mitteleuropa“, zus. mit Angelo Ara, Hanser, München u.a. 1987, Taschenbuch dtv, München 1993, Zsolnay, Wien 1999
– „Der Ring der Clarisse. Großer Stil und Nihilismus in der modernen Literatur“, Suhrkamp, Frankfurt a.M. 1987
– „Donau. Biographie eines Flusses“, Hanser, München 1988, Taschenbuch dtv, München 1991, Zsolnay, Wien 1996
– „Stadelmann“, Theaterstück in drei Akten und zweiundzwanzig Bildern, Kiepenheuer & Witsch, Berlin 1988
– „Ein anderes Meer“, Hanser, München u.a. 1992
– „Wer steht auf der anderen Seite?“, Grenzbetrachtungen, Residenz, Salzburg 1993
– „Il conde“, Melangolo, Genua 1993
– „Le voci“, Melangolo, Genua 1994
– „Vier seltsame Leben“, Aero, Bozen 1995
– „Die Welt en gros und en détail“, Hanser, München 1999
– „Utopie und Entzauberung. Geschichten, Hoffnungen und Illusionen der Moderne“, Hanser, München, August 2002

 

 

Termin:
– Sonntag, 1. September, 20.30, Markgrafentheater, Podium International: Claudio Magris

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