Eginald Schlattner – „Gefrorene Seufzer“

Lesung und Gespräch mit Sigrid Löffler

Eginald Schlattner, geboren 1933, ist evangelischer Pfarrer in Siebenbürgen, gelernter Hydrologe und seit einigen Jahren außerdem Schriftsteller, Autor zweier deutlich autobiografischer Romane, „Der geköpfte Hahn“ (1998) und „Rote Handschuhe“ (2001). In vorgerücktem Alter gibt sich Schlattner darin Rechenschaft über seine eigene Kindheit und Jugend als Angehöriger der deutschen Volksgruppe Rumäniens, erst unter nationalsozialistischer, dann unter kommunistischer Herrschaft.
„Rote Handschuhe“ erzählt die Geschichte seines eigenen politischen Verrats: Als Student in Klausenburg hat Schlattner in einem stalinistischen Schauprozess, im sogenannten „Kronstädter Schriftsteller-Prozess“ 1959, als Kronzeuge der rumänischen Securitate gegen fünf junge deutsche Schriftsteller ausgesagt und sie damit für Jahre hinter Gitter gebracht. Der Roman ist ein Versuch der Selbstaufklärung, der Gewissensentlastung und der Wiedergutmachung. Schlattner will sich über sein jugendliches Denunziantentum Rechenschaft ablegen, nicht um es zu entschuldigen, sondern um es zu verstehen und anderen begreiflich zu machen. In beiden Romanen ist die untergehende Welt der Siebenbürger Sachsen ein letztes Mal literarisch aufgehoben. Die Bücher entwerfen ein vielfiguriges bürgerliches Panorama der Geschichte und Kultur einer Minderheit, die 800 Jahre lang im Karpatenbogen saß und deren Selbstauflösung Schlattner heute als Dorfpfarrer in Rothberg bis zum letzten Sachsen begleitet.
Sigrid Löffler

Termin:
Sa, 25. August 2001, 18.00 Uhr, Schlossgarten

Sigrid Löffler
S. Löffler

Eginald Schlattner
E. Schlattner

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