„Literaturen“ – Eine Zeitschrift sichtet die Literaturen der Welt

Martin Lüdke im Gespräch mit Sigrid Löffler

Seit einem Jahr gibt es „Literaturen“, das Journal für Bücher und Themen. Das literarische Monatsmagazin, das in Berlin erscheint, hat es sich zur Aufgabe gemacht, in der Unübersichtlichkeit des heutigen Buchmarkts auf das Bedürfnis nach Orientierung, nach Navigation, nach Thematisierung zu antworten.
Die Zeitschrift weitet den Blick auf Bücher, über die herkömmliche Kritik hinaus. Sie präsentiert Belletristik und Sachbuch, E- und U-Literatur, deutschsprachige, übersetzte und auch nicht übersetzte Bücher gleichberechtigt. „Sie sucht Korrespondenzen und Anschlussfähigkeiten, über die Gattungsgrenzen hinweg, und entdeckt geheime Trends und versteckte Schwerpunkte, denn durch die Bündelung werden übergreifende Zusammenhänge oft erst wirklich erkennbar.
Gegen die Hektik des Marktes und gegen die immer kürzeren Verfallszeiten von Büchern setzt ’Literaturen’ auf Dauer, auf Nachhaltigkeit, auf Gedächtnis – als ein Medium der Entschleunigung, das die Neuerscheinungen kritisch begleitet und kommentiert, ohne sich vom Aktualitätsgebot des Literaturbetriebs abhängig zu machen“, schreibt Sigrid Löffler.
Der Start der neuen Zeitschrift, von der Branche anfangs eher skeptisch beobachtet, war ein durchschlagender Erfolg. Das Publikum hat auf „Literaturen“ sofort und äußerst positiv reagiert, als hätte es auf ein solches Magazin nur gewartet. Als ein Autorenblatt, das einen Denkstil pflegt, der die Vernetzungen und Durchlässigkeiten der heutigen Welt zu erkunden sucht und ihre vielfältigen Traditionen zu lesen versteht, hat sich „Literaturen“ binnen kürzester Zeit durchgesetzt – mit Themen-Schwerpunkten wie „Biografien – Leben & Legenden“, „Verrat“, „Sex, Lust & Schreiben“, „Wer war Shakespeare?“, „Wem die Arbeit lacht“, „Science & Fiction“, „Die letzten Abenteuer“, „Darwin und die Gene“ oder „Die Erfindung des Ostens“.
Marcel Reich-Ranicki hatte vor dem Start dieses Unternehmens noch gewitzelt, dass „Frau Löffler mehr Mitarbeiter als Leser finden werde“.
Er war mit dieser Ansicht nicht allein. Ist diese pessimistische Annahme tatsächlich widerlegt? Lassen sich Gründe des unerwarteten Erfolgs erkennen? Gibt es Vorbilder? Die deutsche Variante einer kritischen „Review of Books“ provoziert auch kritische Fragen. Im Gespräch mit dem Frankfurter Literaturkritiker Martin Lüdke stellt sich Sigrid Löffler der Kritik an ihrem kritischen Unternehmen.

Termin:
Sonntag, 26. August 2001, 18.00 Uhr, Schlossgarten

  Sigrid Löffler
S. Löffler

Martin Lüdke
M. Lüdke

Die Teilnehmer 2001 | zurück zu Programm