Wechselfieber – Stillstandswunsch |
Warum
alles anders werden muss. Warum alles bleiben soll, wie es ist. „Systemwechsel!“ lautet das Lieblingsschlagwort aller Reformer.
Mit kleinen Einschnitten sei es nicht getan, Deutschland könne den
gewaltigen ökonomischen und politischen Herausforderungen nur mit
grundsätzlichen Veränderungen begegnen. In der Praxis sieht
es anders aus. Wechselspiele finden hauptsächlich zwischen Personen
statt, selten nur durch strukturelle Veränderungen. Bundestrainer
und Vorstandsvorsitzende, Cheflektoren und Theaterintendanten, Politiker
und Zeitungsleute tauschen im munteren Stühlerücken zwischen
Vorgänger und Nachfolger ihre Plätze aus. Kein Stillstand im
Lande, die reinste „Reise nach Jerusalem“. Doch die Psychologie
des Wechsels hat zwei Gesichter. Wo man frischen Wind wünscht, fürchtet
man seinen kalten Atem. Im Wechselfieber wird die Kontinuität des
Vertrauten plötzlich doppelt attraktiv. Treue in Beziehungen steht
hoch im Kurs, und obwohl der Wunsch nach Stillstand offiziell verpönt
ist, besetzt er die meisten Herzen: Möge doch alles bleiben, wie
es ist! Sa, 28.8., 12 Uhr, Markgrafentheater |
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