Gabriele Riedle


   

„Mit diesem Buch hat Gabriele Riedle nichts Geringeres gewagt als eine faustische Inspektion der globalisierten Körper, Seelen und Geister an der Schwelle zum 21. Jahrhundert – eine Suchbewegung, die das Treibgut der Gedanken und Gefühle, Ideologeme und Phantasmagorien einer ganzen Generation aufwühlt“ – schreibt Hans Magnus Enzensberger über Gabriele Riedles neuen Roman„Versuch über das wüste Leben“. Darin schickt sie eine Art Mephisto-Figur zu ihren Freunden in ein norddeutsches Waldidyll. Die abgelegene Lichtung wird jedoch von Gespenstern heimgesucht: von Mördern und verlorenen Göttern, Georgiern und Rumänen, Terroristen und toten Vätern, aber auch von höchst lebendigen Gestalten aus dem Trinkerterritorium jenseits der Elbe. Deshalb flüchtet diese kleine Gruppe von Versprengten ans Ende der Welt, auf die Galapagos-Inseln, dorthin, wo Darwin dem Geheimnis der Evolution auf die Spur gekommen ist. Aber dem Scheitern entgeht sie nicht; denn auch dieses Paradies ist längst zur Hölle geworden.
Gabriele Riedle, 1958 in Stuttgart geboren, hat in Berlin Literaturwissenschaft, Linguistik und Italianistik studiert, als Feuerspuckerin und Revuetänzerin gearbeitet. Engagements bei der taz, der Zeit, der Wochenpost und der Woche, im – wie sie selbst sagt – „wichtigtuerischen Irgendwo zwischen Feuilleton und Politik.“ Seit Mitte der 90er Jahre dann ausgedehnte Reisen (vorwiegend für Geo) in Länder der Dritten und Vierten Welt (zuletzt u.a. Afghanistan, Jemen, Haiti). Eigentlich hat sie aber keine Lust, in der Abteilung Journalisten-Prosa zu landen („hatte ich nicht mal irgendwo gelesen, dass die derzeitige Arbeitslosenquote unter Journalisten schon deshalb ein Fluch ist, weil jetzt alle viel zu viel Zeit haben, um noch mehr schlechte halbbiographische Romane zu produzieren?“).
„Riedles Prosa“, so Hans Magnus Enzensberger, „ist mit allen Wassern der Reflexion gewaschen und voller übermütiger Kapriolen, aber ihr Tempo ist furios und ihre Ambition vermessen. Wo gibt es noch Ruhe, wo Rausch, Grenzüberschreitung, Selbstbefreiung, Entfesselung – und Demut? Wo endet die Reise?“ „Wenn ich gewusst hätte“, sagt die Autorin, „dass ich bei den ganz großen Fragen landen würde, hätte ich dieses Buch erst gar nicht angefangen.“

Veröffentlichungen (Auswahl):
– „Fluß“, Roman, zus. mit Viktor Jerofejew, Aufbau, Berlin 1998
– „Versuch über das wüste Leben“, Roman, Eichborn, Frankfurt a.M., September 2004

So, 29.8., 17.30 Uhr, Schlossgarten