Politiker sind hilflos,
Harald Schmidt bevorzugt den Vorruhestand – es ist unmöglich,
im Reform-, Superstar- und Bildungsnotstandsdickicht der Bundesrepublik
klaren Kopf zu behalten. Hoffnung ist dort zu erkennen, wo Harald Martenstein
zur Feder greift – etwa in seiner Kolumne „Lebenszeichen“,
die nicht nur Zeit-Lesern den Glauben an einen verstehbaren Kosmos zurückgibt.
Mit der nicht geringen Lebenserfahrung eines geschulten Beobachters erklärt
uns der tapfere Endverbraucher Harald Martenstein, was wir von all den
Konfusionen, die uns Tag für Tag begegnen, zu halten haben: Er wägt
die Chancen einer neuen rechtskonservativen Partei ab, sinniert über
den Zusammenhang von Alterspyramide und Fußpilzerkrankung nach,
liest ein Buch mit dem Hoffnung spendenden Titel „Gut im Bett“,
möchte Koks in Berlin kaufen, diskutiert mit seinem Kind über
hochpreisige Handy-Modelle, erklärt uns, dass bestimmte öffentlich
vollzogene Sexualpraktiken in Idaho mit lebenslänglicher Haft bestraft
werden und entschuldigt sich für seine ADAC-Mitgliedschaft. Witziger
ist uns Deutschen nie Trost gespendet worden. Wer Deutschland und die
Welt nicht mehr versteht, braucht diesen Mann. Nicht immer macht er Deutschland
und die Welt verständlicher – aber viel erträglicher.
Harald Martenstein, geboren 1953, ist leitender Redakteur beim Berliner
Tagesspiegel.
Auszeichnung: Egon-Erwin-Kisch-Preis für die besten deutschsprachigen
Reportagen (2004).
Veröffentlichungen (Auswahl):
– „Die Mönchsrepublik. Erotik in der deutschen Politik
von Adenauer bis Claudia Nolte“, Fannei & Walz, Berlin 1994,
Taschenbuch Reclam, Leipzig 1997
– „Das hat Folgen. Deutschland und seine Fernsehserien“,
Reclam, Leipzig 1996
– „Spot aus! Licht an! Meine Story“, zus. mit Ilja Richter,
Hoffmann und Campe, Hamburg 1999
– „Wachsen Ananas auf Bäumen? Wie ich meinem Kind die
Welt erkläre“, Hoffmann und Campe, Hamburg 2001, Taschenbuch
Piper, München 2003
– „Vom Leben gezeichnet. Tagebuch eines Endverbrauchers“,
Sachbuch, Hoffmann und Campe, Hamburg, August 2004
Sa, 28.8., 12 Uhr, Markgrafentheater
Sa, 28.8., 15.30 Uhr, Schlossgarten
|