Gregor Hens


   

Theoretische Grundlagenforschung und literarische Aktivitäten schließen sich nicht aus: Gregor Hens, 1965 in Köln geboren, ist Germanistikprofessor an der Ohio State University in Columbus/USA und hat mittlerweile drei belletristische Bücher vorgelegt. Nach einer modernen Variante der Wahlverwandtschaften in seinem Debüt „Himmelssturz“ (2002) und transatlantischen Momentaufnahmen in dem Erzählband „Transfer Lounge“ (2003) wendet sich Gregor Hens in seinem jüngsten Roman einem Katastrophenforscher zu. Karsten Matta reist im Auftrag einer internationalen Consulting Firma in Krisengebiete, gibt Prognosen über die Zukunftschancen bestimmter Regionen ab und verfasst Gutachten für Regierungen, Anlagefonds, Ämter und Geheimdienste. Zwischendurch macht er bei seiner Frau und seinen beiden Söhnen in Berlin Station, um möglichst rasch wieder nach Ruanda oder Goma zu jetten. Nur Malin, seine schwedische Geliebte, scheint ihm tieferen Halt zu geben. Während er eines Tages auf dem pakistanischen Konsulat auf sein Visum wartet und Stunde um Stunde mit fadenscheinigen Begründungen hingehalten wird, packt ihn eine maßlose Wut: „Er spürt, dass sich irgendwo in seinem Kopf ein Stau gelöst hat. Er spürt es und weiß, was er zu tun hat. Er steht auf und geht“. Von einer Minute auf die andere wirft er alles hin, bestellt Malin nach Hamburg und beginnt mit ihr eine ziellose Autofahrt. Zufällig geraten sie bei einer Rast in eine Hochzeitsgesellschaft hinein. Das Fest eskaliert und Matta gibt sich dem hin, was in seinem Inneren seit Jahrzehnten zu wüten scheint. Gregor Hens gelingt eine subtile Studie über die Spielarten von Gewalt – der Firnis der Zivilisation ist dünn. (M.A.)

Veröffentlichungen (Auswahl):
– „Himmelssturz“, Roman, btb, München 2002, Taschenbuch ebd. 2004
– „Transfer Lounge. Deutsch-amerikanische Geschichten“, Marebuchverlag, Hamburg 2003
– „Matta verlässt seine Kinder“, Roman, S. Fischer, Frankfurt a.M. 2004

Sa, 28.8., 14 Uhr, Schlossgarten