Einen berühmten Namen
zu tragen, ist entweder Ansporn oder Ballast. Den 1971 geborenen Jakob
Hein, Sohn des Romanciers und Dramatikers Christoph Hein, scheint er indes
nicht weiter zu bekümmern. Statt sich vom Kulturbetrieb vereinnahmen
zu lassen, der für Söhne und Töchter großer Eltern
stets ein offenes Ohr hat, studierte Hein in Berlin, Boston und Stockholm
Medizin und arbeitet heute als Kinderpsychiater an der Berliner Charité.
Ein Grund, weswegen er „einfühlsam und ohne verzerrten Hass
die geförderten grotesken Verhaltensweisen“ von DDR-Insassen
vor der Wende beschreiben kann, vermutet die Neue Zürcher Zeitung.
In der Tat gehört Hein der „Generation Trabbi“ von heute
Mittdreißigjährigen an, die ihre gesamte Schulzeit unter der
Ägide Margot Honeckers verbrachte und davon erschöpfend zu berichten
weiß. Doch sein Blick hat einen „Robert-Walser’schen
Stich ins Irreale, das rettet den Stoff von der Zeitsatire hinüber
in literarische Gefilde“, wie der Deutschlandfunk den Romanerstling
„Mein erstes T-Shirt“ (2001) lobte. Hier wird nicht einfach
die eigene Biografie auf- und abgeschrieben, sondern die Umwelt aus gewollt
naiver Perspektive bestaunt. Eine Haltung, die Hein auch dem Gastland
Amerika in „Formen menschlichen Zusammenlebens“ entgegenbringt.
„Sein Erzählen wirkt völlig unverbraucht“, bewertete
die FAZ den zweiten Roman.
Das neue Buch mit dem harmlos klingenden, aber durchaus provokativ gemeinten
Titel „Vielleicht ist es sogar schön“ knüpft an
die Vorgänger an. Diesmal geht es ums Sterben der krebskranken Mutter
– eine zu Herzen gehende Hommage an eine Frau, die durch ihre jüdische
Herkunft in der DDR heimatlos geblieben ist. Arzt und Schriftsteller Hein
reichen sich in diesem Roman die Hand und schaffen ein eindringliches
Porträt des Abschiednehmens, ohne dessen schmerzliche Seiten zu verschweigen.
Jakob Hein lebt in Berlin. (F.F.W.)
Veröffentlichungen (Auswahl):
– „Mein erstes T-Shirt“, Roman, Piper, München
2001
– „Formen menschlichen Zusammenlebens“, Roman, Piper,
München 2003
– „Vielleicht ist es sogar schön“, Roman, Piper,
München, August 2004
Sa, 28.8., 15 Uhr, Schlossgarten
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