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In allen literarischen
Genres ist der 1944 geborene Ex-Präsident des deutschen P.E.N., Gert
Heidenreich, zu Hause. Er begann in den 70er-Jahren als Dramatiker, ließ
in den 80ern Essays, Erzählungen und Romane folgen und erschloss
sich zuletzt die Lyrik. Bei so umfassenden Interessen wundert der Hang
zu Grenzüberschreitungen nicht. Mit dem Roman „Die Nacht der
Händler“ (1995) wagte er sich in den Bereich der Science-Fiction
vor, worauf er prompt den Phantastik-Preis der Stadt Wetzlar erhielt,
eine der seltenen Auszeichnungen dieses Genres. Im Frühjahr 2004
betrat er mit der Re-Edition eines zwanzig Jahre alten Textes literarisches
Neuland. Dass der Roman „Die Steinesammlerin von Etretat“
nur noch zu Teilen mit der „Steinesammlerin“ von 1984 identisch
ist, liegt am ungewöhnlichen Ansatz, alles Zeitgeistige aus den 80er-Jahren
zu tilgen und den Text auf seine Grundpfeiler zu reduzieren. „Geblieben
ist eine Parabel über Schuld, Liebe und Tod“, stellte der Bayerische
Rundfunk anerkennend fest.
Doch nicht daraus liest Gert Heidenreich auf dem Poetenfest, sondern präsentiert
einen erneuten Ausflug ins Unbekannte: in die Gefilde der Biografie. Allerdings
kennen sich der Beschreibende und der Beschriebene seit über dreißig
Jahren persönlich. Fast gleichzeitig machten Thomas Gottschalk und
Gert Heidenreich ihre ersten Schritte beim Bayerischen Rundfunk, Gottschalk
als Moderator, Heidenreich als Sprecher (der er heute noch bei Feature-
und Hörbuchproduktionen ist). Wie es dem quirligen Gottschalk gelang,
„zur Gewohnheit der Deutschen“ zu werden, beschreibt der Intellektuelle
Heidenreich in einem nachdenklichen, die üblichen Maßstäbe
einer Prominentenbiografie weit überragenden Text. Denn wenn Gottschalk
vor Projektbeginn anmerkte „Du bist FAZ, ich bin Bunte“, dann
musste das als Ansporn gelten, zwei völlig verschiedene Welten zusammenzufügen.
Gert Heidenreich lebt in Seefeld-Hechendorf am Starnberger See. (F.F.W.)
1991–1995 Präsident des deutschen P.E.N., seit 2004 Mitglied
der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.
Auszeichnungen u.a.: Adolf-Grimme-Preis (1986), Literaturpreis der Stadt
München (1989), Phantastik-Preis der Stadt Wetzlar (1995), Marieluise-Fleißer-Preis
(1998), Hörbuch 2000 (2000), Goldene Medaille des Bayerischen Rundfunks
(2004).
Veröffentlichungen (Auswahl):
– „Strafmündig“, S. Fischer, Frankfurt a.M. 1980
– „Der Ausstieg“, Roman, Claassen, Düsseldorf 1982
– „Die Steinesammlerin“, Roman, Claassen, Düsseldorf
1984, Neufassung „Die Steinesammlerin von Etretat“, Marebuchverlag,
Hamburg 2004
– „Die Gnade der späten Geburt. Sechs Erzählungen“,
Piper, München/Zürich 1986
– „Eisenväter“, Gedichte, Piper, München/Zürich
1987
– „Füchse jagen. Epilog auf das Jahr 1968“, Piper,
München/Zürich 1988
– „Belial oder Die Stille“, Roman, Piper, München/Zürich
1990
– „Kehrseiten. Reden und Aufsätze zur Literatur und Politik“,
Piper, München/Zürich 1992
– „Hauptstadt Berlin“, Aufsatzsammlung, Hrsg. von Will
Keller, Hoffmann und Campe, Hamburg 1991
– „Die Nacht der Händler“, Roman, Piper, München/Zürich
1995
– „Die Heimat der Phantasie“, Essays, Mitteldeutscher
Verlag, Halle 1996
– „Der Geliebte des Dritten Tages. Erotische Mysterien“,
Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1997, Taschenbuch dtv, München
2002
– „Abschied von Newton“, Roman, Deutsche Verlags-Anstalt,
Stuttgart 1998, Taschenbuch dtv, München 2001
– „Zwei Reden in Weimar“, Essays, Bibliothek der Provinz,
Wien u.a. 1999
– „Der Mann, der nicht ankommen konnte. Alltägliche Mysterien“,
Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 2000
– „Im Augenlicht“, Gedichte, Deutsche Verlags-Anstalt,
Stuttgart/München 2002
– „Thomas Gottschalk. Die Biographie“, Deutsche Verlags-Anstalt,
München, August 2004
Theater (Auswahl):
– „Strafmündig“, UA Staatstheater Braunschweig,
28.9.1981
– „Der Wetterpilot. 2 Theaterstücke“, Fischer,
Frankfurt a.M. 1984, Taschenbuch ebd. 1984, UA Städtische Bühnen
Osnabrück, 9.12.1983
– „Füchse jagen“, UA Landestheater Tübingen,
10.11.1988
– „Magda. Der Wechsler. 2 Stücke“, Piper, München
1993, UA Städtische Bühnen Chemnitz, 13.3.1993, UA Deutsches
Theater Göttingen, 2.5.1992
– „Jahrestagung. Stück in 3 Akten. Dramaturgie der Assoziation,
drei Märchen von Mann und Frau“, mit einer Dokumentation zur
Uraufführung u. einem Nachw. von Herwig Kaiser, Edition Karlsberg,
Homburg/Saarpfalz 1994, UA Saarländisches Staatstheater Saarbrücken,
3.6.1994
– „Vaterliebe“, UA Ernst-Deutsch-Theater Hamburg, 22.5.1997
Übersetzungen (Auswahl):
– Raymond Briggs: „Strahlende Zeiten“, Fischer, Frankfurt
a.M. 1984
– Peter Flannery: „Singer“, Projekt Theater & Medien
Verlag, Köln 1990
Sa, 28.8., 17.30 Uhr, Schlossgarten
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