Seine literarische Rückkehr erschien
als ein Akt mehrfacher Überwältigung: zum einen durch das immense
Material, entnommen den vergessenen Resten der Geschichte, ihren monströsen
Auswüchsen und ihren sogenannten wahren Dokumenten, zum anderen als
eine Gesamtschau des abgelaufenen Jahrhunderts, in dem viele andere verpuppt
sind; zum dritten mit der Durchdringung von Essay und Erzählung;
zum vierten als Intention, der Literatur der Zerstreuung und des Konsums
eine Kraft des reflexiven Vermögens entgegenzusetzen.
Die beiden Bände berichten von den Erfahrungen und vor allem von
den Gefühlen, mit denen wir auf unsere Zeit und deren Brüche
reagieren. Dabei bewegt er sich von der Gegenwart aus rückwärts:
auf die neuesten Geschichten vom Beginn des 21. Jahrhunderts folgen Lebensläufe
um 1989, aus der Zeit der Bonner Republik und weiter zurück bis 1945;
sichtbar werden darin Reflexe und Bilder, ein Humanvorrat, aus 5000 Jahren.
Im Oktober, eine Woche nach der Frankfurter Buchmesse, erhält Alexander
Kluge, den diesjährigen Georg-Büchner-Preis verliehen. Als wollte
er sein Publikum und dessen Vorstellung vom modernen Klassiker narren,
legt dieser unerschöpfliche Einfallsproduzent in diesem Herbst wiederum
ein Mammutwerk vor. Rund 1000 Seiten Storys, Anekdoten, Gespräche,
wohl vor allem erdachte, historische Exkursionen, gedankliche Seitensprünge,
Entwürfe, Erinnerungen, Marginalien, zusammengefasst unter dem Titel
„Die Lücke, die der Teufel läßt“. Der Untertitel
des gewaltigen, für September angekündigten Bandes gibt ein
Versprechen: „Im Umfeld des neuen Jahrhunderts“ soll das Material
deponiert sein. So verspricht dieses Erlanger Porträt eines Schriftstellers,
Medienpolitikers, Filmemachers und Fernsehautors, eines Blitz- und Querdenkers
unter anderem auch eine vorgezogene, exklusive Buchpremiere.
Wilfried F. Schoeller
Fr, 29.8.2003, 20 Uhr, Markgrafentheater
Eintritt: von 5,- / erm. 3,50 bis 9,50 / erm.
8,- Euro
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