Feridun Zaimoglu


   

Der 1964 in Bolu, Türkei, geborene Feridun Zaimoglu wuchs in Deutschland auf. Er studierte Kunst und Medizin und lebt heute als Schriftsteller, Drehbuchautor und Journalist in Kiel. Er war Kolumnist für das Zeit-Magazin und schreibt für die Welt, die Frankfurter Rundschau, Die Zeit und Max. 1995 veröffentlichte er sein erstes Buch „Kanak Sprak“, das verschiedene Episoden aus dem Leben türkischstämmiger Jugendlicher in Deutschland dokumentiert und sofort zum Publikumserfolg wurde. „Kanak Sprak“ wurde vom DeutschlandRadio als Hörspiel produziert und mehrmals für das Theater bearbeitet.
In seinem 2002 erschienenen Roman „German Amok“ schlägt Zaimoglu einen neuen Ton an. Kaskadenartig ergießt sich der Wortschwall des frenetischen Erzählers, Häme und Spott schüttet er über die Bohemiens aus, die sich zu den immergleichen Szene-Ereignissen mit den immergleichen Gästen einfinden. Ihm bleibt nur der Rückzug in sein wüstes Atelier. Doch dort hat „Mongo-Maniac“, seine autoaggressive Nachbarin, ihr Lager aufgeschlagen. Während sich ihr gegenüber die fürsorgliche Ader des Erzählers zeigt, geht er mit wachsender Härte seinen unprofitablen Alltagsgeschäften nach. Bildreich, wortmächtig und eindringlich lässt er eine abgründige Welt entstehen, deren Verfall nicht aufzuhalten ist. In drastischer Gnadenlosigkeit wird ihre Verkommenheit angeprangert, und lustvoll wird sie der Verdammnis überantwortet.
„Wieder eine Dorfgeschichte, aber wie anders ist sie“, urteilte Iris Radisch bei den diesjährigen Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt nach der Lesung von Feridun Zaimoglus Text „Häute“, mit dem er den Preis der Jury gewann. „Das ist offenbar die Rückkehr eines Sohnes in die alte Heimat. Eine archaische Welt, eine alte Welt – diese Welt hat mich beim Autor Zaimoglu überrascht, er schildert sonst die deutsche Wirklichkeit. In diese geschlossene Welt kommt der Fremde hinein, wird belauert. Interessant ist, dass es diese Welt, obwohl sie vermeintlich intakt ist, eigentlich nicht mehr gibt. Es gibt einen Antikshop, wo die Reliquien verkauft werden. Es deutet an, die Rückkehr in das Dorf gibt es in diesem Text nicht. Das Paradies nach hinten ist verschlossen. Der Cherub ist hier eine Händlerin, die die Ware nicht hergibt.“
Weitere Preise und Auszeichnungen u.a.: civis Hörfunk- und Fernsehpreis der ARD zus. mit Thomas Röschner für den Beitrag „Deutschland im Winter – Kanakistan. Eine Rap-Reportage“ (1997), Drehbuchpreis des Landes Schleswig-Holstein (1998), Hausautor im Nationaltheater Mannheim (Herbst 1999), Friedrich-Hebbel-Preis (2002), Inselschreiber auf Sylt (2003).

  Veröffentlichungen (Auswahl):
– „Kanak Sprak. 24 Misstöne vom Rande der Gesellschaft“, Rotbuch, Hamburg 1995, Audiobook, DAV, Berlin 2000
– „Abschaum. Die wahre Geschichte von Ertan Ongun“, Roman, Rotbuch, Hamburg 1997, Taschenbuch ebd. 2003
– „Koppstoff. Kanaka Sprak vom Rande der Gesellschaft“, Erzählungen, Rotbuch, Hamburg 1998
– „Liebesmale, scharlachrot“, Roman, Kiepenheuer & Witsch, Köln 2000, Taschenbuch, ebd. 2002, Audiobook, Hoffmann und Campe 2001
– „Kopf und Kragen. Kanak-Kultur-Kompendium“, Fischer Taschenbuchverlag, Frankfurt a.M. 2001, Audiobook, Hoffmann und Campe, Hamburg 2001
– „Leinwand“, Roman, Sabine Groenewold Verlage, Hamburg 2002
– „German Amok“, Roman, Kiepenheuer & Witsch, Köln 2002
Film:
– „Kanak Attack“, Verfilmung von „Abschaum“, Mitautor des Drehbuchs, Regie: Lars Becker, D 2000
 

Termin:
– So, 31.8., 17.30 Uhr, Schlossgarten

home | programm