Margit Schreiner |
Sie gehört zu den vielgereisten deutschsprachigen
Autorinnen und erzählt vorwiegend von nächstliegenden Figuren:
vom Vater, von einer Ehefrau, von Trennungen und Aufschwüngen, von
einem Umfeld mit autobiografischem Muster. Margit Schreiner, 1953 in Linz
geboren, lebte in Tokio, Paris, Rom und Berlin, gegenwärtig hält
sie sich wieder in ihrer Geburtsstadt auf. Ihr neuestes Buch, der gerade
erschienene Prosaband „Heißt lieben“, schließt
eine Trilogie ab: In „Nackte Väter“ hatte sie den Abschied
einer Tochter von dem an Alzheimer erkrankten Vater erzählt, in „Haus,
Frauen, Sex“ den Zerfall einer Ehe aus der Sicht des Mannes; sie
legte ein Stück Rollenprosa, einen furiosen Macho-Monolog hin. In
„Heißt lieben“ befasst sie sich zunächst aus der
Sicht einer Tochter mit den Müttern. Der Eingangssatz eröffnet
ein rabiates Abschiedsprogramm: „Am Ende bringen wir unsere Mütter
um, weil wir nicht mehr lügen wollen.“ Die Entfernung von einer
Mutter, die von skurrilen Krankheitsausbrüchen bis zum Siechentod
ihre Verfallsgeschichte durchlebt, ergibt sich durch deren Mangel an Liebesfähigkeit:
An die Stelle der nachempfindenden Teilnahme bei der Tochter tritt die
Diplomatie der pflichtschuldigen Freundlichkeit. Der zweite und dritte
Teil des Buches entwirft das Trugbild des einzig Geliebten und einer Hochzeit
in Italien, zeichnet die ersten Erfahrungen des jungen Mädchens nach
und minutiös die Geburt ihrer Tochter. Ein gleichsam rückwärts
gelegtes Mosaik eines Lebens, das, Stein um Stein, der weggenommen wird,
die Liebe als Trennung vorstellt. Margit Schreiners Talent besteht darin,
ihre Geschichten so genau wie möglich zu erzählen und dabei
eine geradezu artistische Skala der Sprechweisen zu entwickeln. (W.F.
Sch.) |
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Veröffentlichungen (Auswahl): – „Die Rosen des Heiligen Benedikt. Liebes- und Hassgeschichten“, Haffmans, Zürich 1989 – „Mein erster Neger. Afrikanische Erinnerungen“, Haffmanns, Zürich 1990, Schöffling & Co., Frankfurt a.M. 2002 – „Die Unterdrückung der Frau, die Virilität der Männer, der Katholizismus und der Dreck. Roman in Geschichten“, Haffmans, Zürich 1995 – „Nackte Väter“, Roman, Haffmans, Zürich 1997, Taschenbuch, Piper, München 1999 – „Der Mann mit den Samtohren und andere Wahrheiten. Roman in Geschichten“, Piper, München 2000 – „Haus, Frauen, Sex“, Roman, Schöffling & Co., Frankfurt a.M. 2001, Taschenbuch Goldmann, München 2004, Hörbuch, Ullstein Hörverlag, München 2002 – „Heißt lieben“, Schöffling & Co., Frankfurt a.M., August 2003 Hörspiele: – „Da gehen die Schiffe unter mitten in der Wüste“, Funkhaus Berlin 1991 – „Die Bohrmaschine oder: Warten auf Berlin“, WDR/SFB 1992 – „Gefühle“, DeutschlandRadio/ORF 2000 – „zu Fuß über die Alpen“, ORF/MDR 2002 |
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