Walter Kempowski


   

Geboren 1929 erlebte Walter Kempowski die Zerstörung Rostocks durch alliierte Bomberkommandos 1942. Seine bewegte Biografie bestimmt sein literarisches Werk bis heute: Sein Vater fiel in den letzten Kriegstagen, die Rote Armee nahm die Stadt in Besitz. 1948 wurde Kempowski von einem sowjetischen Militärtribunal zu 25 Jahren Arbeitslager verurteilt, seine Mutter wegen Mitwisserschaft zu zehn Jahren. Nach acht Jahren Haft in Bautzen wurde Kempowski vorzeitig entlassen, holte in Göttingen sein Abitur nach und arbeitete nach seinem Staatsexamen ab 1963 als Grundschullehrer.
Eine untergegangene Welt festzuhalten und literarisch zu verdichten, war der erste Anstoß zu Kempowskis neunbändiger „Deutschen Chronik“. Den Ausgangspunkt seiner literarischen Arbeit bildete die Recherche: Der Autor sammelte Befragungen von Zeitzeugen, Tonbänder, Briefe, Fotografien und Tagebücher. Nach seinem Debüt „Im Block“ (1969) über die Haftzeit in Bautzen gelang Kempowski 1971 mit „Tadellöser & Wolff“ der Durchbruch als Schriftsteller. Es folgten die Bände „Uns geht’s ja noch gold“ (1972) und „Aus großer Zeit“ (1978). Mit „Herzlich Willkommen“ schloss er die „Deutsche Chronik“ 1984 ab.
Seine Montagetechnik perfektionierte Kempowski im „Echolot“, einem kollektiven Kriegstagebuch, das inzwischen auf 3000 Seiten und elf Bände angewachsen ist und die Jahre 1941, 1942 und 1945 behandelt – Collagen aus Briefen von Soldaten, Aufzeichnungen von Zivilisten und Beobachtungen von Künstlern. Das monumentale Werk soll den „Krebsgang der Menschheit“ auf eine Formel bringen. Der Autor tritt zurück und wird zur registrierenden Instanz. In seinem 75. Lebensjahr legt Walter Kempowski mit „Letzte Grüße“ einen neuen Roman vor, seinen zehnten. Es sind nur vordergründig die Abschiedsgrüße eines Amerikareisenden an seine Frau. Es sind auch Grüße an seine Leser – und darüber hinaus das Resümee eines Repräsentanten seiner Generation.
Preise und Auszeichnungen u.a.: Wilhelm-Raabe-Preis der Stadt Braunschweig (1972), Karl-Sczuka-Preis des Südwestfunks Baden-Baden (1977), Niedersachsen-Preis (1978), Jakob-Kaiser-Preis (1980), Hörspiel-Preis der Kriegsblinden (1981), Johannes-Gillhoff-Preis (1983), Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung (1994), Uwe-Johnson-Preis (1995 ), großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der BRD (1996), Heimito-von-Doderer-Preis (2000).

  Veröffentlichungen (Auswahl):
– „Im Block. Ein Haftbericht“, Rowohlt, Reinbek 1969, Hanser, München 1971, Fischer Taschenbuchverlag, Frankfurt a.M. 1972, Neuausgabe Knaus, München/Hamburg 1987
– „Tadellöser und Wolff. Ein bürgerlicher Roman“, Hanser, München 1971, Taschenbuch dtv, München 1975, Neuausgabe Knaus, Hamburg 1978, Taschenbuch Goldmann, München 1980
– „Uns geht’s ja noch gold. Roman einer Familie“, Hanser, München 1972, Taschenbuch dtv, München 1975, Sonderausgabe Knaus, Hamburg 1979
– „Haben Sie Hitler gesehen? Deutsche Antworten“, Hanser, München 1973, Knaus, Hamburg 1979, Taschenbuch Goldmann, München 1989
– „Der Hahn im Nacken. Mini-Geschichten“, Bilder von Friedrich Kohlsaat, Rowohlt, Reinbek 1973
– „Immer so durchgemogelt. Erinnerungen an unsere Schulzeit“, Hanser, München 1974, Fischer Taschenbuchverlag, Frankfurt a.M. 1976, Neuausgabe Knaus, Hamburg 1979
– „Ein Kapitel für sich“, Roman, Hanser, München 1975, Knaus, München/Hamburg 1978, Taschenbuch dtv, München 1978, Sonderausgabe Knaus, Hamburg 1979
– „Aus großer Zeit“, Roman, Knaus, Hamburg 1978, Taschenbuch Goldmann, München 1980
– „Haben Sie davon gewußt? Deutsche Antworten“, Knaus, Hamburg 1979
– „Unser Herr Böckelmann“, Illustrationen von Roswitha Quadflieg, Knaus, Hamburg 1979, Taschenbuch Bertelsmann, München 1990
– „Schöne Aussicht“, Roman, Knaus, Hamburg 1981, Taschenbuch Goldmann, München 1984
– „Herzlich willkommen“, Roman, Knaus, München/Hamburg 1984, Taschenbuch Goldmann, München 1987
– „Hundstage“, Roman, Knaus, München 1988
– „Sirius. Eine Art Tagebuch“, Knaus, München 1990
– „Mark und Bein. Eine Episode“, Knaus, München 1992
– „Das Echolot. Ein kollektives Tagebuch. 1. Januar 1943 bis 28. Februar 1943“, Auswahl und Zusammenstellung, 4 Bände, Knaus, München 1993
– „Der arme König von Opplawur. Ein Märchen“, mit Bildern von Renate Kempowski, Knaus, München 1994
– „Weltschmerz. Kinderszenen fast zu ernst“, Knaus, München 1995
– „Bloomsday ‘97", Knaus, München 1997
– „Heile Welt“, Roman, Knaus, München 1998
– „Das Echolot. Fuga furiosa. Ein kollektives Tagebuch. Winter 1945“, 4 Bände, Knaus, München 1999
– „Alkor“, Knaus, München 2001, Taschenbuch Goldmann, München 2003
– „Der rote Hahn. Dresden im Februar 1945“, Goldmann, München 2001
– „Das Echolot. Barbarossa ’41. Ein kollektives Tagebuch“, Knaus, München 2002
– „Letzte Grüße“, Roman, Knaus, München, September 2003
Hörspiele (Auswahl):
– „Träumereien am elektrischen Kamin“, NDR 1971
– „Ausgeschlossen“, NDR 1972
– „Haben Sie Hitler gesehen?“, NDR 1973
– „Beethovens Fünfte“, NDR 1975
– „Moin Vaddr läbt“, HR 1980
– „Führungen – ein deutsches Denkmal“, HR 1982
– „Alles umsonst“, HR 1984
– „Der Krieg geht zuende. Chronik für Stimmen. Januar bis Mai 1945“, HR 1995
 

Termin:
– Sa, 30.8.2003, 20.00 Uhr, Markgrafentheater

home | programm