Ludwig Fels


 

Geboren 1946 in Treuchtlingen in der Fränkischen Alb, schlug Ludwig Fels sich als Brauereiarbeiter, Hilfsarbeiter in einer Schaumstofffabrik, Maschinist, Stanzer und Packer durchs Leben, verbrachte einige Jahre in Aleppo und war Barbesitzer in der Türkei. Heute lebt er in Wien. Seit 1973 schreibt er Romane, Erzählungen, Gedichte, Hörspiele, und Drehbücher und machte sich als Dramatiker einen Namen.
Er war als deutscher Charles Bukowski und Bürgerschreck bezeichnet worden, und schockierte das Publikum mit seinem drastischen, wütenden Vokabular. In seinem Meisterwerk „Ein Unding der Liebe“ beschrieb Fels 1981 die Unmöglichkeit des Gefühls, das Geschlechterverhältnis als Kampfplatz, die Liebe als Herrschaftsausübung, die Ehe als Folterkammer. Es folgten „Die Eroberung der Liebe“ (1985) und „Rosen für Afrika“ (1987). 1990 überraschte Ludwig Fels mit der biografischen Prosa „Der Himmel war eine große Gegenwart. Ein Abschied“. Das Buch handelt vom langen Sterben seiner krebskranken Mutter, einer einfachen Bauernmagd, von ihrer Lebens- und Leidensgeschichte und von den Schuldgefühlen des Sohnes. 1997 stellte Fels beim Erlanger Poetenfest seinen Roman „Mister Joe“ vor, die Geschichte der kleinen Rosario, die von Menschenhändlern verkauft, Mr. Joe und seinen sexuellen Abartigkeiten dienen muss.
Mit dem Erscheinen seines neuesten Romans „Krums Versuchung“ geht eine Phase zu Ende, in der es etwas stiller um den Erzähler Fels geworden war. Er knüpft darin an die Motive früherer Texte an. Er erzählt die Geschichte des Schlagertexters Krum Gelding, der eigentlich Schriftsteller ist, mit der Trivialisierung der Liebe aber seit vielen Jahren gutes Geld verdient. Die große Liebe zu seiner Ehefrau dagegen zehrt nur noch von den Erinnerungen, seine erotischen Beziehungen leiden unter Blutarmut. In dieser Situation drängen sich die Erinnerungen an seine ehemalige Geliebte, die Südamerikanerin Saalha, in Krums Leben. Und eines Tages meldet sich plötzlich „aus dem Abgrund der Jahre“ ihre Stimme am Telefon. Saalha ist in größter Bedrängnis: Sie wird verfolgt und muss aus ihrem Land fliehen. Krum eilt ihr zu Hilfe. Was er in Südamerika erlebt, stellt alle Wertvorstellungen, auf die er sein Leben gegründet hatte, auf den Kopf.
Auszeichnungen u.a.: Kulturpreis der Stadt Nürnberg (1981), Hans-Fallada-Preis der Stadt Neumünster (1983), Stadtschreiber von Bergen-Enkheim (1985), Hamburger Stipendium für dialogische Literatur (1991), Literaturpreis des Deutschen Literaturfonds (1992), Otto-Braun-Ehrengabe der Deutschen Schillerstiftung von 1859 (2000), Elias Canetti-Stipendium der Stadt Wien (2000).

  Veröffentlichungen (Auswahl):
– „Ernüchterung“, Gedichte, Renner, Erlangen 1975
– „Die Sünden der Armut“, Roman, Luchterhand, Darmstadt/Neuwied 1975
– „Alles geht weiter“, Gedichte, Luchterhand, Darmstadt/Neuwied 1977
– „Ein Unding der Liebe“, Roman, Luchterhand, Darmstadt/Neuwied 1981, Fischer Taschenbuch, Frankfurt a.M. 1988
– „Betonmärchen“, Prosa, Luchterhand, Darmstadt/Neuwied 1983
– „Der Anfang der Vergangenheit“, Gedichte, Piper, München/Zürich 1984
– „Die Eroberung der Liebe. Heimatbilder“, Piper, München/Zürich 1985
– „Rosen für Afrika“, Roman, Piper, München/Zürich 1987
– „Blaue Allee, versprengte Tataren“, Gedichte, Piper, München/Zürich 1988
– „Der Himmel war eine große Gegenwart. Ein Abschied“, Piper, München/Zürich 1990
– „Bleeding Heart“, Roman, Piper, München/Zürich 1993
– „Mister Joe“, Roman, Luchterhand, München 1997
– „Krums Versuchung“, Roman, Europa, Hamburg 2003
Theater (Auswahl):
– „Lämmermann“, Verlag der Autoren, Frankfurt a.M. 1983, UA Deutsches Schauspielhaus Hamburg, Malersaal, 4.3.1983, Regie: Ulrich Waller,
– „Der Affenmörder“, Verlag der Autoren, Frankfurt a.M. 1985, UA Münchner Kammerspiele, Werkraum-Theater, 7.2.1985, Regie: Ulrich Heising
– „Soliman. Lieblieb“, Zwei Stücke, Verlag der Autoren, Frankfurt a.M. 1991, UA „Soliman“ Volkstheater Wien bei den Bregenzer Festspielen, 15.8.1991, Regie: Piet Drescher, UA „Lieblieb“, Staatstheater Darmstadt, 19.4.1986, Regie: Jean-Claude Kuner
– „Die Hochzeit von Sarajevo“, UA Düsseldorfer Schauspielhaus, Kleines Haus, 1.12.1994, Regie: Joachim Lux
– „Öl auf dem Mond“, UA Théâtre des Capucins Luxemburg, 20.10.2000
– „Tillas Tag“, UA Theater Meiningen, 17.10.2002, Regie: Karl Georg Kayser
Hörspiele (Auswahl):
– „Kaputt oder Ein Hörstück aus Scherben“, SR 1973
– „Lehm“, SR 1975
– „Der Typ“, HR 1977
– „Wundschock“, SR 1979
– „Mary“, BR 1980
– „Frau Zarik“, WDR 1984
– „Ich küsse Ihren Hund, Madame“, SFB 1987
– „Nach diesen kalten Sommern der Liebe“, WDR 1997
– „Nachts an den Feuern – Calamity Jane“, HR, WDR 2000
– „Robot“, WDR 2000
– „Keiche“, 2001
– „Lappen hoch! Eine Theaterschwadronade“, WDR 2003
Filme (Auswahl):
– „Nothing Man“, Drehbuch, MOOVIE – the art of entertainment
– „Tage mit Billy“, Drehbuch, zus. mit Rosa Bela
 

Termin:
– So, 31.8., 16.30 Uhr, Schlossgarten

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