Das
aktuelle Podium
Russische Meister
Gespräch mit Swetlana Geier und Egon Ammann, Moderation: Verena Auffermann
Wie
können wir Russland verstehen? Durch das, was die Schriftsteller
über ihr Land aufgeschrieben haben. Dank den Schriftstellern können
wir uns ein Bild davon machen, wovon es keine Bilder gibt. Durch die Romane
Fjodor Dostojewskijs kennen wir die zwischen Glauben, Armut und Fanatismus
hin und hergepeitschten Menschen, kennen ihren Alltag, ihre Mietshäuser,
Hinterhöfe und Holzstiegen. Fjodor Dostojewskij ist der große
unerbittliche Realist. Er wurde 1821 in Moskau geboren und starb nach
längeren Auslandsaufenthalten 1881 in Sankt Petersburg.
Swetlana Geier, 1923 in Kiew geboren, lebt seit vielen Jahren in Freiburg
im Breisgau und beschäftigt sich seit fünfzig Jahren mit den
Meisterwerken der russischen Literatur. Ihr allein ist zu verdanken, dass
wir Dostojewskij wiederentdeckt haben. Die große Übersetzerin
Geier, die bereits Tolstoi, Solschenizyn, Platonow und Bulgakow neu übertragen
hat, beschäftigt sich seit zehn Jahren intensiv mit dem Werk Dostojewskijs.
Swetlana Geier diktiert ihre Übersetzungen, sie spricht die Sätze
und hat so Dostojewskij seine „Stimme“ wiedergegeben. Nach
„Verbrechen und Strafe“ (1994), „Der Idiot“ (1996),
„Böse Geister“ (1998) und „Der Großinquisitor“
(2001) erscheinen jetzt in einer 2-bändigen Ausgabe „Die Brüder
Karamasow“. Darüber wird die große Dostojewskij-Kennerin
sprechen.
Egon Ammann ist vielleicht der letzte leidenschaftliche Verleger des Buchzeitalters.
Im Ammann Verlag erscheint die Dostojewskij-Ausgabe und die Gesamtausgabe
des großen russischen Dichters Ossip Mandelstam (1891-1938). Mandelstam,
Sohn jüdischer Kaufleute, verbrachte seine Kindheit in St. Petersburg
und wurde 1933 von Stalin ein „Seelenverderber und Bauernschlächter“
genannt und in die Verbannung geschickt. 1938 starb Mandelstam in einem
sibirischen Arbeitslager. Im Ammann Verlag erscheint die von Ralph Dutli
verfasste, international erste Mandelstam-Werkbiografie. Egon Ammann wird
über seine Liebe zur russischen Literatur, über seine Arbeit
mit Swetlana Geier und über das Mandelstam-Projekt reden.
Verena Auffermann
So, 31.8.2003, 19 Uhr, Markgrafentheater Oberes Foyer
Eintritt: 4,50 / erm. 3,-
Filmreihe:
Die Russen kommen!
Wladimir Majakowski und Lilja Brik. Das Fräulein und der Hooligan
Im Oktober diesen Jahres zeigen die dritten Programme der ARD eine Filmreihe
über herausragende Persönlichkeiten der russischen Literatur,
die auf Anregung der Übersetzerin Swetlana Geier produziert wurde.
Die Reihe trägt den Titel: „Die Russen kommen!“. Anlässlich
des aktuellen Podiums „Russische Meister“ zeigt der Bayerische
Rundfunk eine Folge dieser Reihe bereits zum Erlanger Poetenfest: „Das
Fräulein und der Hooligan“ – die Liebesgeschichte zwischen
Wladimir Majakowski und Lilja Brik. Zwischen ihnen steht, trennend wie
verbindend, Ossip Brik, Liljas Mann und Wladimirs engster Vertrauter.
Sie halfen sich über schöpferische Krisen hinweg, sie arbeiteten
gemeinsam an Büchern, Theaterstücken, Zeitschriften, Plakat-Aktionen
und Filmen. Die Briks waren stets die ersten Zuhörer, Leser und Kritiker
von Majakowskis Texten, an Lilja sind die meisten Verse gerichtet. Das
Verhältnis endet tragisch: Am 14. April 1930 erschoss sich der Dichter.
So, 31.8., 22 Uhr, Markgrafentheater Oberes Foyer
Sendetermine:
„Ein Leben wie Dr. Schiwago. Der Dichter Boris Pasternak“,
von Rainer Kusserow, 43 min, BR 2000
5.10.2003, 13.15 Uhr
„Lolita ist berühmt, nicht ich. Vladimir Nabokov“, von
Andreas Christoph Schmidt, 45 min, BR 1996
12.10.2003, 13.15 Uhr
„Wladimir Majakowski und Lilja Brik. Das Fräulein und der
Hooligan“, von Dietrich Leube, 43 min, BR 1996
19.10.2003, 13.40 Uhr |