Ware Buch – Label Literatur. Visionen für Europa?

Podiumsdiskussion mit Matthias Bischoff, Eichborn; Martin Hielscher, C.H. Beck; Jo Lendle, DuMont; Olaf Petersenn, Kiepenheuer & Witsch; Joachim Unseld, Frankfurter Verlagsanstalt;
Moderation: Verena Auffermann

Die Buchbranche klagt gern und erfolgreich. Die Umsätze wachsen. Bücher werden verkauft, aber Bücher werden nicht gelesen. Bücher sind bedroht, nicht vom „Elektronischen Buch“, wie man noch vor zwei Jahren fürchtete, sondern durch den fanatischen Kampf, den die Europäische Union in Brüssel gegen die Preisbindung ausficht. Was, wenn der Kunde bei jedem Bücherkauf erst einmal Bazar spielt und der verhandelte Kaufpreis die größere Trouvaille ist als das erworbene Buch? Gut für Fans des Schnäppchenjagdfiebers, schlecht für die Laune des konzentrierten Lesers. Aber nicht nur der Streit um den gebundenen Ladenpreis, der in unserer neuen rabattfrohen Zone jetzt schon eine Rarität ist, schwelt weiter, eine neue Gefahr droht: der geplante Entwurf zu einem neuen Urheberrechtsvertrag. Wie soll man im Zentrum und an den Rändern dieses juristischen Karpfenteichs noch klaren Kopf, Verstand und Gefühl für die „richtigen“ Bücher behalten. Und was sind die „richtigen Bücher“? Die erotischen, alle die mit dem Label „jung und crazy“ für sich werben, oder die, die in der großen schönen neuen deutschen Hauptstadt spielen.
Was denken sich die Verleger eigentlich, die ihr Programm zusammenmischen. Alles Zufall oder alles Kalkül? Was weiß der Verleger über die Leser, interessiert er sich überhaupt dafür, und wie groß ist der Anteil der Werbung, nicht nur bei Coca Cola light, sondern auch bei dem Marketing für die Bücher?
Wird im wachsenden Europa alles anders, werden drei bis vier Großkonzerne die Linie, den Geschmack, die Literatur bestimmen und wird der Lesestoff dann so auswechselbar wie die Ware im Supermarkt?
Verena Auffermann

Termin:
Donnerstag, 23. August 2001, 19.00 Uhr, Markgrafenteater – Oberes Foyer

 
Matthias Bischoff
M. Bischoff

Die Teilnehmer 2001 | zurück zu Programm