35. Erlanger Poetenfest — 27. bis 30. August 2015
Bilderbuch-Lesewiese im Schlossgarten – Foto: Erich Malter, 2007

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Oskar Roehler

Aus seinem Leben hat Oskar Roehler ein Thema gemacht. Ein Thema für seine Kunst, seine Filme wie seine Romane. Ein Thema aber auch für seine Interviews und Selbstinterpretationen. Es klingt, als sei es ein aufregendes Leben, aber für Roeh­ler war es wohl traumatisierend. Geboren wurde er 1959 in Starnberg. Seine Mutter war die Schriftstellerin Gisela Elsner. Wenige Jahre nach seiner Geburt wurde sie durch den Roman „Die Riesen­zwer­ge“ berühmt. Wieder einige Jahre danach war sie durch ausbleibenden Erfolg eher berüchtigt und neurotisch. Ihr Sohn widmete ihr später den Film „Die Unberührbare“. Oskar Roehlers Vater war der Literat Klaus Roehler, seit Mitte der 60er-Jahre Lektor beim Luchterhand Verlag. Oskar Roehler wuchs zunächst bei seinen Großeltern in Reuth nördlich von Hof auf. Aus diesem Idyll holte der Vater ihn nach Berlin, damals dominiert von der linken Szene, in der sich auch Klaus Roehler bewegte. Dort fühlte Oskar Roehler sich vernachlässigt. 1969 kam er in ein Internat im fränkischen Wiesentheid, wo er 1978 das Abitur machte. Danach suchte er zunächst in München nach Berufsstart und Daseinssinn, bis er Anfang der 80er-Jahre wieder nach Berlin zog, um Schriftsteller zu werden. Von dieser Zeit handelt sein jüngster Roman „Mein Leben als Affenarsch“. Unter anderem für Christoph Schlingensief und Niklaus Schilling schrieb er Filmdrehbücher und debütierte seinerseits 1995 mit dem Low-Budget-Melodram „Gentleman“ als Filmregisseur. Roehlers frühe Filme waren wild und handelten von schrägen und unerfüllbaren Beziehungen. Sein wirklicher Durchbruch kam im Jahr 2000 mit dem Film über seine Mutter. Drei Jahre später verarbeitete er den Tod des Vaters in dem Streifen „Der alte Affe Angst“. Mit der Verfilmung von Michel Houellebecqs Roman „Elementarteilchen“ erzielte Roehler 2006 internationalen Erfolg. Einen zweiten, diesmal erfolgreichen Anlauf zum Schriftsteller unternahm er 2011 mit dem autobiografischen Roman „Herkunft“, dessen Filmversion unter dem Titel „Quellen des Lebens“ in die Kinos kam. Auch „Mein Leben als Affen­arsch“ wurde verfilmt. Der Titel: „Tod den Hippies!! Es lebe der Punk“. (H. H.)

» Das Leben: ein Trauma
» Filmprogramm

Auszeichnungen u. a.: Förderpreis Filmfestpiele München (1997), Filmpreis in Gold, Don Quijote Award, Karlovy Vary International Film Festival, Golden Tulip, Istanbul International Film Festival (2000), KNF Award, Rotterdam International Film Festival, Preis der deutschen Filmkritik (2001), Bayerischer Filmpreis (2005).

Veröffentlichungen (Auswahl):

– „Herkunft“, Roman, Ullstein, Berlin 2011
– „Mein Leben als Affenarsch“, Roman, Ullstein, Berlin 2015

Filme (Auswahl):

– „Gentleman“, D 1995 (Drehbuch, Regie)
– „Silvester Countdown“, D 1997 (Drehbuch, Regie)
– „Latin Lover“, D 1999 (TV, Regie)
– „Gierig“, D 1999 (Drehbuch, Regie)
– „Die Unberührbare“, D 2000 (Drehbuch, Regie)
– „Suck my Dick“, D 2001 (Drehbuch, Regie)
– „Der alte Affe Angst“, D 2003 (Drehbuch, Regie)
– „Agnes und seine Brüder“, D 2004 (Drehbuch, Regie)
– „Elementarteilchen“, D 2006 (Drehbuch, Regie)
– „Lulu & Jimi“, D 2009 (Drehbuch, Regie)
– „Jud Süß – Film ohne Gewissen“, D 2010 (Regie)
– „Quellen des Lebens“, D 2013 (Drehbuch, Regie)
– „Tod den Hippies!! Es lebe der Punk“, D 2015 (Drehbuch, Regie)

Sa, 29.8., 17 Uhr, Schlossgarten und 22 Uhr, Lamm-Lichtspiele

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