35. Erlanger Poetenfest — 27. bis 30. August 2015
Nebenpodium im Schlossgarten. Moritz Rinke im Gespräch mit Verena Auffermann – Foto: Erich Malter, 2006
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Programm

35. Erlanger Poetenfest
27. bis 30. August 2015


Zum Auftakt des 35. Erlanger Poetenfests überträgt Bayern 2 die „Nacht der Poesie“ live aus dem Markgrafentheater (27.8., 20:00 Uhr) mit Carolin Callies, Fritz Eckenga, Barbara Köhler, Matthias Politycki, Robert Schindel und dem Rapper Edgar Wasser. Zum ersten Porträt-Abend kommt Alice Schwarzer (28.8., 20:30 Uhr), nicht nur Deutschlands bekannteste Feministin, sondern eine der einflussreichsten Frauen Deutschlands und Autorin zahlreicher Biografien. Mit der Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff ist eine streitbare Autorin zu Gast, deren „unerschöpfliche Beobachtungsenergie, erzählerische Phantasie und sprachliche Erfindungskraft“ 2013 mit dem Georg Büchner-Preis ausgezeichnet wurde (29.8., 20:30 Uhr). Das abschließende Autorenporträt (30.8., 20:00 Uhr) würdigt den österreichischen Schriftsteller Robert Menasse, einen meinungsstarken Intellektuellen und großen Europäer. Von „politischen Zeiten“ hat auch Claus Leggewie in seiner Autobiografie zu berichten, in der sich der Lebenslauf einer ganzen Generation spiegelt – kosmopolitisch, ökologisch engagiert und querdenkend. Männerfantasien, die in Gewalt umschlagen, waren stets Thema des Kulturwissenschaftlers Klaus Theweleit; in seiner jüngsten Publikation beschäftigt er sich mit dem „Lachen der Täter“, die ihren Spaß am Töten öffentlich zeigen.

An den langen Lesenachmittagen im Schlossgarten (29. und 30.8.) werden im halbstündigen Rhythmus aus ihren Neuerscheinungen vortragen: Henning Ahrens, Nora Bossong, Carolin Callies, Ralph Dutli, Ludwig Fels, Nora Gomringer, Dana Grigorcea, Juan S. Guse, Verena Lueken, Ursula März, Matthias Nawrat, Christiane Neudecker, Gesa Olkusz, Ulrich Peltzer, Oskar Roehler, Robert Schindel, Raoul Schrott, Volker Sielaff, Alain Claude Sulzer und Anne Weber. Ihre Kinder- und Jugendbücher präsentieren Franziska Biermann, Nele Brönner, Christian Duda, Julia Freidank, Hannes Klug, Dorit Linke, Uticha Marmon und Florian Wacker. Für ihr lyrisches und übersetzerisches Gesamtwerk, das die Übergänge zwischen den Sprachen auslotet, wird Uljana Wolf mit dem sechsten „Erlanger Literaturpreis für Poesie als Übersetzung“ ausgezeichnet (28.8., 19:00 Uhr). Eine Übersicht aktueller Übersetzungsprojekte bietet die Zwölfte Erlanger Übersetzerwerkstatt: Von der Neuübersetzung der „Abenteuer des guten Soldaten Švejk im Weltkrieg“ bis zu den Entwicklungsperspektiven der maschinellen Übersetzung. Zum 750. Geburtstag Dante Alighieris spricht Adrian La Salvia über „Die poetische Bildlichkeit der ‚Göttlichen Komödie‘ und ihre Übersetzung“ und Sibylle Lewitscharoff präsentiert ihren nächsten Roman, der die Vielfalt an Übersetzungen der „Göttlichen Komödie“ verarbeitet.

„Was hält Europa noch zusammen?“ fragt die traditionelle Sonntagsmatinee mit Rebecca Harms, Henryk Jarczyk, Alexander S. Kritikos und Robert Menasse, die erstmals von Christoph Schwennicke moderiert wird. Mit dem Anschlag auf „Charlie Hebdo“ und den Folgen für das Selbstverständnis des Westens beschäftigen sich Ulrike Ackermann, Jens Jessen und Alexander Kissler. Dagegen fragen sich Hartmut Bobzin, Patrick Franke und Samuel Schirmbeck, inwieweit sich Islamisten auf den Koran berufen können, wenn sie Attentate verüben. Über die Zukunft des Geldes sprechen Martin Burckhardt und Ulf Schmidt; das Feuilleton sei ein „elendes Kumpelsystem“, sagt der Verleger Jörg Sundermeier und debattiert darüber mit René Aguigah, Ursula März und Lothar Struck. Der 70. Jahrestag des Kriegsendes ist Anlass für eine Reihe von Neuerscheinungen, die sich mit den Auswirkungen des Krieges auf Familiengeschichten befassen. Welche Bedeutung dies für unsere Identität immer noch hat, erörtern Ute Baur-Timmerbrink, Jens Orback und Joachim Süss. Im Rahmen des 35. Erlanger Poetenfests stellt Hermann Glaser sein Opus Magnum „Franken – Eine deutsche Literaturlandschaft“ vor und diskutiert mit Rolf-Bernhard Essig, Ursula März, Christiane Neudecker und Norbert Treuheit über die Bedeutung der Herkunft für die Literatur. Bei der Live-Sendung des Bayern 2-Büchermagazins „Diwan“ sind in diesem Jahr Henning Ahrens, Dana Grigorcea, Matthias Nawrat und Ulrich Peltzer zu Gast.

Nicolas Mahler wurde als erster Comic-Zeichner im März dieses Jahres mit dem Preis der Literaturhäuser ausgezeichnet und präsentiert eine Auswahl seiner Arbeiten in der Galerie des Kunstvereins; sein Programm „Zeichnen Sie eigentlich absichtlich so schlecht?“ ist ein intellektuelles Vergnügen. Anlässlich der Ausstellung „Jan Albers. cOlOny cOlOr“ im Kunstpalais liest Tillmann Prüfer aus „Der heilige Bruno. Die unglaubliche Geschichte meines Urgroßvaters am Kilimandscharo“ und im Rahmen der Ausstellungen „ABC des Sammelns“ und „Die Poesie der Dinge. Ein ABC von Isi Kunath“ des Stadtmuseums erzählen Rolf-Bernhard Essig und Gudrun Schury von Künstlern mit hoher krimineller Energie. Zum 750. Geburtstag Dante Alighieris ist die Ausstellung „Das Paradies ist eine Polonaise – Adolf Buchleiters ‚Göttliche Komödie‘“ zu sehen und bei der „Druck & Buch“ wird ausgesuchte Buchkunst angeboten. Wie weitsichtig Joseph Roths Erzählungen von „Reisen in die Ukraine und nach Russland“ aus den Zwanzigerjahren waren, erläutert Wilfried F. Schoeller und der Literaturkritiker und Poetenfest-Moderator Hajo Steinert stellt seinen ersten Roman vor. Eine kleine Filmreihe wird eigens zum Besuch von Oskar Roehler in den Lamm-Lichtspielen gezeigt, musikalisch wird das 35. Erlanger Poetenfest von Dine Doneff und Klaus Treuheit umrahmt.

Die Moderatorinnen und Moderatoren des Poetenfests sind Maike Albath, Verena Auffermann, Martina Boette-Sonner, Michael Braun, Herbert Heinzelmann, Dirk Kruse, Adrian La Salvia, Ursula März, Wilfried F. Schoeller, Christoph Schwennicke, Hajo Steinert, Florian Felix Weyh und Cornelia Zetzsche.

Poetenfest2015_HZ.pdf