35. Erlanger Poetenfest — 27. bis 30. August 2015
Bilderbuch-Lesewiese im Schlossgarten – Foto: Erich Malter, 2007

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Klaus Theweleit

Der eigenwillige Sound der Bücher von Klaus Theweleit ist „gemixt aus Theorie, gelehrter Faktenbesessenheit, schnoddrigem Talk, Erzählfreude, getaktet und eingelassen in einen Strom von Bildern“. So hat es sein Freund und Kollege Wolfgang Eßbach vom Institut für Soziologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg anlässlich einer Laudatio zur Verleihung des Reinhold-Schneider-Preises an Theweleit 2014 formuliert. Man hat Theweleits Publikationen auch wissenschaftliche Schmöker genannt. Ihre Besonderheit: die reiche Illustration mit Filmfotos, Comics, Zigarettenbildern, Kunstzitaten und allen anderen denkbaren Abbildungen aus der (populären) Kultur. Ihr großes Thema – wenn auch beileibe nicht ausschließlich: das Gewaltverhältnis zwischen dem Subjekt Mann und dem Objekt Frau. Das wurde erstmals ausführlich entfaltet in der Publikation, die Theweleit berühmt gemacht hat: dem Zweibänder „Männerphantasien“ aus dem Jahr 1977, einer ausführlichen Untersuchung der Freikorpsliteratur in der Weimarer Republik und ursprünglich seine Promotionsarbeit. Das Thema spielt wieder eine entscheidende Rolle in seinem neuen Buch „Das Lachen der Täter“. Dazwischen hat Theweleit – vor allem in den Zyklen „Buch der Könige“ und „Der Pocahontas-Komplex“ – Variationen dazu geliefert. Klaus Theweleit wurde 1942 in Ebenrode (Ostpreußen) geboren und wuchs in Schleswig-Holstein auf. Sein Studium der Germanistik und Anglistik in Kiel und Freiburg hat er mit Knochenjobs im Tiefbau und auf einer Werft finanziert. Obwohl es Konflikte mit seiner Promotions-Universität Freiburg gab, blieb er ihr treu und lehrte dort am Institut für Soziologie, aber auch an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe. Weitere Lehraufträge führten ihn in die USA, die Schweiz und nach Österreich. (H. H.)

» Bücher im Fokus – Klaus Theweleit: Das Lachen der Täter

Auszeichnungen u. a.: Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay (2003), Reinhold-Schneider-Preis der Stadt Freiburg (2014). Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland.

Veröffentlichungen (Auswahl):

– „Männerphantasien“, 2 Bde., Stroemfeld/Roter Stern, Basel 1977
– „Buch der Könige“, auf 4 Bde. angelegt, Stroemfeld, Basel 1988 und 1994
– „Das Land, das Ausland heißt. Essays, Reden, Interviews zu Politik und Kunst“, dtv, München 1995
– „Heiner Müller. Traumtext“, Stroem­feld, Basel 1996
– „Der Pocahontas-Komplex“, auf 4 Bde. angelegt, Stroemfeld, Frankfurt a. M. 1999 und 2013
– „Der Knall. 11. September, das Verschwinden der Realität und ein Kriegsmodell“, Stroemfeld, Frankfurt a. M. 2002
– „Deutschlandfilme. Godard. Hitchcock. Pasolini. Filmdenken & Gewalt“, Stroemfeld, Frankfurt a. M. 2003
– „Tor zur Welt. Fußball als Realitätsmodell“, Kiepenheuer & Witsch, Köln 2004
– „Friendly Fire. Deadline Texte”, Stroemfeld, Frankfurt a. M. 2005
– „Übertragung. Gegenübertragung. Dritter Körper. Zur Gehirnveränderung durch neue Medien“, König, Köln 2007
– „Jimi Hendrix. Eine Biographie“, zus. mit R. Höltschl, Rowohlt, Berlin 2008
– „How does it feel. Das Bob Dylan Lesebuch“, Rowohlt, Berlin 2011
– „Das Lachen der Täter: Breivik u. a. Psychogramm der Tötungslust“, Residenz, St. Pölten 2015

So, 30.8., 18:30 Uhr, Orangerie

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