35. Erlanger Poetenfest — 27. bis 30. August 2015
Bilderbuch-Lesewiese im Schlossgarten – Foto: Erich Malter, 2007

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Robert Menasse

Als Sohn jüdischer Eltern 1954 in Wien geboren. Nach dem Besuch eines Internats studierte Robert Menasse Germanistik, Philosophie und Geschichte in Wien, Salzburg und Messina und promovierte 1980 mit einer Arbeit über den „Typus des Außenseiters im Literaturbetrieb“. 1981–1988 war er als Lektor am Institut für Literaturtheorie der Universität São Paulo in Brasilien tätig, 1993–1994 arbeitete er als Stipendiat des Deutschen Akademischen Austauschdienstes in Berlin. International bekannt wurde Menasse mit philosophischen Essays und Romanen, in denen er oftmals eine breit angelegte Auseinandersetzung mit der österreichischen Geschichte und Gegenwart in engem Bezug zu Hegels Philosophie und Lukács‘ Ästhetik sucht. Ein epochales Bild der nachgeborenen 68er-Generation zeichnet er in seiner Roman-Trilogie der Entgeisterung – „Sinnliche Gewißheit“, „Selige Zeiten, brüchige Welt“, „Schubumkehr“ – die zu den bedeutendsten Werken der deutschsprachigen Literatur im ausgehenden 20. Jahrhundert zählt. Im 21. Jahrhundert wendet sich Menasse in mehreren Publikationen dem Thema Europa zu, unter anderem legte er 2012 mit „Der Europäische Landbote“ eine fulminante Verteidigungsschrift der gescholtenen Brüsseler Bürokratie vor. Nach mehreren essayistischen Büchern – sein letztes Werk literarischer Prosa, „Ich kann jeder sagen. Erzählungen vom Ende der Nachkriegsordnung“, stellte er beim Erlanger Poetenfest 2009 vor – bereitet der glühende Verehrer der europäischen Idee jetzt einen großen Europa-Roman vor.

» Das Porträt: Robert Menasse

Auszeichnungen u. a.: Heimito-von-Doderer-Preis (1991), Hans-Erich-Nossak-Förderpreis (1992), Marburger Literaturpreis (1994), Hugo-Ball-Preis (1996), Österreichischer Staatspreis für Kulturpublizistik (1998), Grimmelshausen-Preis (1999), Marie-Luise-Kaschnitz-Preis, Lion-Feuchtwanger-Preis, Friedrich-Hölderlin-Preis, Joseph-Breitbach-Preis (2002), Erich-Fried-Preis (2003), Chevalier des Arts et des Lettres (2006), Donauland-Sachbuchpreis (2012), Heinrich-Mann-Preis, Preis der Friedrich-Ebert-Stiftung – „Das europäische Buch“ (2013), Max-Frisch-Preis (2014). Mitglied der Grazer Autorenversammlung und des PEN-Zentrums Österreich.

Veröffentlichungen (Auswahl):

– „Sinnliche Gewißheit“, Roman, Rowohlt, Reinbek 1988
– „Selige Zeiten, brüchige Welt“, Roman, Residenz, Salzburg 1991
– „Das Land ohne Eigenschaften. Essay zur österreichischen Identität“, Sonderzahl, Wien 1992
– „Schubumkehr“, Roman, Residenz, Salzburg 1995
– „Phänomenologie der Entgeisterung. Geschichte des verschwindenden Wissens“, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1995
– „Hysterien und andere historische Irrtümer“, Essay, Sonderzahl, Wien 1996
– „Die letzte Märchenprinzessin“, zus. mit E. Menasse, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1997
– „Der mächtigste Mann. Extra: Bastelbogen mit Schlips-Trick!“, zus. mit E. Menasse, Illustr. von K. Klein, Deuticke, Wien 1998
– „Dummheit ist machbar. Begleitende Essays zum Stillstand der Republik“, Sonderzahl, Wien 1999
– „Erklär mir Österreich. Essays zur österreichischen Geschichte“, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2000
– „Die Vertreibung aus der Hölle“, Roman, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2001
– „Das war Österreich“, Essays, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2005
– „Die Zerstörung der Welt als Wille und Vorstellung. Frankfurter Poetikvorlesungen“, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2006
– „Don Juan de la Mancha oder Die Erziehung der Lust“, Roman, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2007
– „Permanente Revolution der Begriffe“, Essays, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2009
– „Ich kann jeder sagen. Erzählungen vom Ende der Nachkriegsordnung“, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2009
– „Der Europäische Landbote. Die Wut der Bürger und der Friede Europas oder Warum die geschenkte Demokratie einer erkämpften weichen muss“, Zsolnay, Wien 2012
– „Heimat ist die schönste Utopie – Reden (wir) über Europa“, Suhrkamp, Berlin 2014
– „Weil Europa sich ändern muss – Im Gespräch mit Gesine Schwan, Robert Menasse, Hauke Brunkhorst“, Springer, Heidelberg 2014

So, 30.8., 11 Uhr, Redoutensaal und 20 Uhr, Markgrafentheater

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