33. Erlanger Poetenfest — 29. August bis 1. September 2013
Bilderbuch-Lesewiese im Schlossgarten – Foto: Erich Malter, 2007

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Mirko Bonné

Eine Zeichnung ist die Vereinfachung von etwas Kompliziertem, denkt Markus, Held und Ich-Erzähler in Mirko Bonnés neuem Roman „Nie mehr Nacht“. Seine eigene Geschichte ließe sich vermutlich nicht in klare Linien und Striche bannen, und auch sein Auftrag, für ein Kunstmagazin Zeichnungen von nordfranzösischen Brücken anzufertigen, die bei der Landung der Alliierten eine zentrale Rolle spielten, wird nach und nach unerfüllbar. Während des Aufenthalts in der Normandie, wohin er mit seinem Neffen Jesse reist, gerät Markus immer tiefer in den Strudel der Vergangenheit hinein: Die traumverlorene Atmosphäre im Hotel L’Angleterre, die Trauer um den Selbstmord seiner Schwester, die Kriegsgeschehnisse mit ihren vielen Toten an der nordfranzösischen Küste und die Abgründe seiner Familie überlagern und vermischen sich. Mirko Bonné erzeugt in „Nie mehr Nacht“ jenen tranceartigen Zustand, der typisch für ihn ist. Immer wieder leuchtet er in seinen Romanen, Gedichten und Essays das Verhältnis von Wirklichkeit, Traum und Fiktion aus, stellt große Fragen, spannt Assoziationsnetze und lässt Bezüge auf die Literaturgeschichte anklingen. Vor allem Orte konservieren Erinnerungen: „Die Zeit fing Feuer und brennt noch“, heißt es in Bonnés Gedicht „Gettysburg“ über den amerikanischen Bürgerkrieg aus seinem jüngsten Gedichtband „Traklpark“. 1965 in Tegernsee geboren, arbeitete Mirko Bonné als Altenpflegehelfer und Taxifahrer, bis er sich als Schriftsteller und Übersetzer von Yeats, E. E. Cummings, Sherwood Anderson und Emily Dickinson etablierte. (M. A.)
Auszeichnungen u. a.: Wolfgang-Weyrauch-Förderpreis (2001), Ernst-Willner-Preis (2002), Förderungspreis zum Kunstpreis Berlin (2004), New York-Stipendium des Deutschen Literaturfonds (2007), Ernst-Meister-Förderpreis (2008), Marie-Luise-Kaschnitz-Preis, Writer in Residence Rio de Janeiro (2010), Writer in Residence Shanghai (2012).

Veröffentlichungen (Auswahl):
– „Gelenkiges Geschöpf“, Gedichte, Rospo, Hamburg 1996
– „Der junge Fordt“, Roman, DuMont, Köln 1999
– „Ein langsamer Sturz“, Roman, DuMont, Köln 2002
– „Hibiskus Code“, Gedichte, DuMont, Köln 2003
– „Der eiskalte Himmel“, Roman, Schöffling & Co., Frankfurt a. M. 2006
– „Die Republik der Silberfische“, Gedichte, Schöffling & Co., Frankfurt a. M. 2008
– „Wie wir verschwinden“, Roman, Schöffling & Co., Frankfurt a. M. 2009
– „Ausflug mit dem Zerberus“, Schöffling & Co., Frankfurt a. M. 2010
– „Traklpark“, Gedichte, Schöffling & Co., Frankfurt a. M. 2012
– „Nie mehr Nacht“, Roman, Schöffling & Co., Frankfurt a. M., August 2013

Sonntag, 1. September, 14:30 Uhr, Schlossgarten

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Website:
www.mirko-bonne.de