33. Erlanger Poetenfest — 29. August bis 1. September 2013
Bilderbuch-Lesewiese im Schlossgarten – Foto: Erich Malter, 2007

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Matthias Göritz

Wie funktioniert das Kino? Ist der Film noch ein „Magazin des Glücks“? Oder ist er schon eine aussterbende Kunstgattung, ruiniert durch das Internet? Das sind Fragen, mit denen ein alter Filmproduzent in Matthias Göritz’ neuem Roman „Träumer und Sünder“ seinem geduldigen Interviewer gegenübertritt. Und er findet zu überraschenden Antworten.
Der 1969 in Hamburg geborene Matthias Göritz ist ein umtriebiger Reisender in Sachen Literatur. Er schreibt Gedichtbände und Romane, übersetzt, moderiert und doziert in vielen Ländern Europas und in den USA. Nach dem Studium der Philosophie und Literaturwissenschaften war er jeweils mehrere Monate in Moskau, Paris, Chicago und New York.
Seine drei Gedichtbände – „loops“ (2001), „pools“ (2006) und „tools“ (2011) – verknüpfen sich in einer anagrammatischen Schleife und bilden jedes Mal ein neues metaphorisches Feld, auf dem sich die Gedichte dann tummeln, von dem sie ausgehen und auf das sie in ihren Motiven und Wortspielen wieder zulaufen. „loops“, das waren subtile Spaziergänge durch das urbane Dickicht von Chicago, New York, Paris und Moskau. In „pools“ zeigte sich der Großstadtpoet dann als gelehriger Schüler einer meditativ-spirituellen Dichtkunst, der mit einer Ästhetik der Kargheit die Begegnung mit den Dingen ermöglichen will. „tools“ greift eine Vokabel aus der Internet-Sphäre auf, die ohne ihre elektronischen „Werkzeuge“ nicht lebensfähig ist.
Matthias Göritz’ Roman „Träumer und Sünder“ kreist nun um die Obsessionen eines alternden deutschen Filmproduzenten, einer Mischung aus Artur Brauner und Wolfgang Petersen, der unbedingt einen Film über den Beginn des Zweiten Weltkriegs realisieren will („Die Gleiwitz-Papiere“). Der Gesprächspartner des Filmproduzenten, der meist nur als „Interviewer“ firmiert und die großen Leidenschaften des Kinos in seinem Privatleben nur in kümmerlicher Schwundform erlebt, gerät immer mehr in den Bann des alten Mannes. Wer ist dieser alte Herr, der Quentin Tarantino geohrfeigt hat? Matthias Göritz’ Roman ist eine große Liebeserklärung an das Kino und zugleich ein akribisch recherchierter Essay über die Produktionsgeheimnisse des modernen Films, auch über die Intrigen, Eitelkeitsrituale und Marketing-Tricks, die in dieser Branche angesagt sind. (M. B.)
In der zehnten Erlanger Übersetzerwerkstatt berichtet Matthias Göritz zusammen mit Steffen Popp über die Arbeit an Ben Lerners drittem Gedichtband „Mean Free Path“.
Auszeichnungen u. a.: Literaturförderpreis der Stadt Hamburg (1994, 2000), Writer in Residence am Bard College, New York (2000–2002), Arbeitsstipendium des Literarischen Colloquiums Berlin (2002), Arbeitsstipendium am Goethe-Institut Rabat, Marokko (2004), Stipendium Villa Aurora, Los Angeles (2006), Writer in Residence am Deutschen Haus der New York University (2007), Robert Gernhardt Preis (2011).

Veröffentlichungen (Auswahl):
– „loops“, Gedichte, Droschl, Graz 2001
– „Der kurze Traum des Jakob Voss“, Roman, Berlin Verlag, 2005
– „pools“, Gedichte, Berlin Verlag, 2006
– „tools“, Gedichte, Berlin Verlag, 2012
– „Träumer und Sünder“, Roman, C. H. Beck, München 2013

Freitag, 30. August, 12 Uhr, Markgrafentheater, Bühnenhaus und Sonntag, 1. September, 16 Uhr, Schlossgarten

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