33. Erlanger Poetenfest — 29. August bis 1. September 2013
Bilderbuch-Lesewiese im Schlossgarten – Foto: Erich Malter, 2007

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Terézia Mora

Da ist er wieder, Darius Kopp, ein gutmütiger Informatiker mit einer Neigung zum Chaos, Mitte vierzig, jahrelang beruflich erfolgreich und verheiratet mit Flora. Doch nun ist seine Existenz ins Rutschen gekommen: sein Job ist weg, seine ungarische Frau auch. Schon in ihrem letzten Roman „Der einzige Mann auf dem Kontinent“ (2009) hatte die deutsch-ungarische Schriftstellerin Terézia Mora von Darius Kopp erzählt und ihn in der neokapitalistischen Arbeitswelt mit ihren Unwägbarkeiten stranden lassen. In ihrem neuen Buch „Das Ungeheuer“ zwingt sie ihren Helden endgültig, sich mit dem eigenen Inneren auseinanderzusetzen. Flora ist nämlich nicht einfach nur verschwunden, sondern hat sich das Leben genommen. Darius tritt eine Reise nach Ungarn an, lässt sich die Urne nachschicken und tingelt durch Kroatien, Albanien, die Türkei, Georgien und Armenien bis er in Griechenland eintrifft. Untermalt wird sein „Roadmovie“ durch die Lektüre von Floras Tagebuch. Wie Eurydike befindet sich auch seine Geliebte längst in der Unterwelt, was sich in der formalen Gestaltung der Buchseite spiegelt: Floras Tagebuch steht auf der unteren Seitenhälfte, während im oberen Teil Darius-Orpheus seine Suche fortsetzt. Mora, 1971 in Sopron, Ungarn geboren, debütierte 1999 mit dem Erzählungsband „Seltsame Materie“. In ihrem ersten Roman „Alle Tage“ (2004) ging es um einen weltfremden Übersetzer vom kriegsversehrten Balkan namens Abel Nema, ein Sprachgenie ohne Geruchsvermögen. Terézia Mora, die selbst zu den bedeutendsten Übersetzerinnen aus dem Ungarischen zählt, legt in ihren Texten sprachlich packende Inbesitznahmen der deutschen Wirklichkeit vor. (M. A.)
Auszeichnungen u. a.: Open-Mike-Literaturpreis, Würth-Literaturpreis (1997), Ingeborg Bachmann-Preis (1999), Jane-Scatcherd-Übersetzerpreis (2002), Kunstpreis Berlin (2004), Preis der LiteraTour Nord, Preis der Leipziger Buchmesse (2005), Stipendium Villa Massimo, Rom (2006), Franz-Nabl-Preis (2007), Adelbert-von-Chamisso-Preis, Erich-Fried-Preis (2010), Übersetzerpreis der Kunststiftung Nordrhein-Westfalen (2011).

Veröffentlichungen (Auswahl):
– „Seltsame Materie“, Erzählungen, Rowohlt, Reinbek 1999
– „Alle Tage“, Roman, Luchterhand, München 2004
– „Der einzige Mann auf dem Kontinent“, Roman, Luchterhand, München 2009
– „Das Ungeheuer“, Roman, Luchterhand, München, September 2013

Samstag, 31. August, 14 Uhr, Orangerie und 18:30 Uhr, Schlossgarten

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Website:
www.tereziamora.de