33. Erlanger Poetenfest — 29. August bis 1. September 2013
Bilderbuch-Lesewiese im Schlossgarten – Foto: Erich Malter, 2007

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Steffen Popp

Der poetisch wagemutigste Dichter der jungen Berliner Dichter-Szene ist der 1978 geborene Steffen Popp, ein lyrischer Tonsetzer ästhetischer Widersprüche und Paradoxa. Sein Credo hat er vor einiger Zeit in der gemeinsam mit vier Dichterkollegen verfassten Poetik „Helm aus Phlox“ (2011) formuliert: „Poetische Fähigkeit – ein entwickelter Sinn für das ständige Ineinander von Wahrnehmen, Vergegenwärtigen, Ausblenden, Navigieren, Durchgang von Zeit, Gravitation, Bräunungscreme und Denken.“
Das Erhabene will er in seiner sinnlichen Präsenz im Gedicht zum Leuchten bringen – gleichzeitig soll es aber ironisch entzaubert werden. Wenn diese Gedichte „zu neuen Siedlungen gefügt“ werden, wie es in seinem Poem „Im Auge des Abends mit Fragen“ heißt, dann siedelt das Königliche stets neben dem Banalen. Immer wieder treffen wir in dieser Poesie auf die kunstvolle Komposition ästhetischer Dissonanzen, den spannungsreichen Zusammenklang alter Pathos-Herrlichkeit mit profanen Alltagsmaterialien.
Popp setzt in seinem alchemistischen Poesie-Labor intensive Traumbilder neben grelle Visionen und triviale Dinge aus der Lebenswelt. Dieser Autor spielt wirklich alle Möglichkeiten der poetischen Fantasie durch, sodass aus seinen Gedichten wie aus der legendären Büchse der Pandora alle Wirkungsmöglichkeiten der Sprache auffliegen.
Steffen Popp verbrachte seine Kindheit in Dresden, studierte am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig und später Literaturwissenschaft und Philosophie an der Humboldt-Universität in Berlin. Zurzeit arbeitet er an einer Dissertation über „Poesie als Lebensform“. In seinem neuen Gedichtband mit dem rätselvollen Titel „Dickicht mit Reden und Augen“ experimentiert Popp mit der ehrwürdigen Form des Sonetts. Ein „bilderverfilztes Ich“ durchwandert in fünf Kapiteln alle Bereiche des Lyrischen. Alte Topoi der Naturdichtung – das Meer, der Wald – werden zerpflückt, um sie mit neuen Bildfindungen aufzuladen. „Das Gedicht liebt uns mit Dickicht, Krisen und Luftwurzeln / Was treibt uns in unser Gestrüpp.“ (M. B.)
In der zehnten Erlanger Übersetzerwerkstatt berichtet Steffen Popp zusammen mit Matthias Göritz über seine Arbeit an Ben Lerners drittem Gedichtband „Mean Free Path“.
Auszeichnungen u. a.: Kranichsteiner Literaturförderpreis (2004), Förderpreis zum Heimrad-Bäcker-Preis (2006), Rauriser Literaturpreis (2007), Förderpreis zum Kunstpreis Berlin (2010), Leonce-und-Lena-Preis, Preis der Stadt Münster für Internationale Poesie, Kelag-Preis (2011).

Veröffentlichungen (Auswahl):
– „Wie Alpen“, Gedichte, KOOKbooks, Idstein/Berlin 2004
– „Ohrenberg oder der Weg dorthin“, Roman, KOOKbooks, Idstein/Berlin 2006
– „Kolonie Zur Sonne“, Gedichte, KOOKbooks, Idstein/Berlin 2008
– „Dickicht mit Reden und Augen“, Gedichte, KOOKbooks, Idstein/Berlin 2013

Donnerstag, 29. August, 20 Uhr, Markgrafentheater, Freitag, 30. August, 12 Uhr, Markgrafentheater, Bühnenhaus und Samstag, 31. August, 15:30 Uhr, Schlossgarten

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