Veranstaltung
Ingo Schulze – Gegen eine marktkonforme Demokratie
Wilfried F. Schoeller im Gespräch mit Ingo Schulze
Mit dem Geschichtenband „33 Augenblicke des Glücks“ (1995) und dem Roman „Simple Storys“ (1998) avancierte der 1962 in Dresden geborene Ingo Schulze binnen weniger Jahre zum Hoffnungsträger der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Prosa-Werke wie „Handy. Dreizehn Geschichten in alter Manier“ (2007) und der Roman „Adam und Evelyn“ (2008) machten Ingo Schulze zu einem der bekanntesten Schriftsteller seiner Generation. Wie nur wenige Schriftsteller und Intellektuelle bezieht er als politischer Mensch öffentlich Position.
„Aber er hat ja gar nichts an!“, ruft das Kind im Märchen „Des Kaisers neue Kleider“ und spricht damit aus, was alle sehen, doch nicht zu äußern wagen. Diese Parabel stellt Ingo Schulze seiner „Dresdner Rede“ voran. In der so faktenreichen wie poetischen Analyse „Unsere schönen neuen Kleider. Gegen eine marktkonforme Demokratie – für demokratiekonforme Märkte“ benennt er die Ursachen von Demokratieverlust und sozialer Polarisierung in einer von Globalisierung geprägten Gesellschaft.
Ein Schriftsteller, der sich leidenschaftlich als Bürger dieses Staates formuliert, und Wilfried F. Schoeller, ein Kritiker, dem die Literatur durch die Prüfungen der Politik geht, unterhalten sich: über Merkels Bestimmung einer „marktkonformen Demokratie“, über Zockerei in der Finanzwirtschaft, über die Beschleunigung unserer Lebensverhältnisse, in denen nichts mehr festzustehen scheint und Traditionen schwer zu bilden sind, über den Wahn der Sicherheit. Wie können wir uns inmitten dieses Treibsandes auf ein Ziel der Vernunft und gemeinsamer demokratischer Werte hinbewegen? Wie können wir uns an einem Programm orientieren, das Ingo Schulze so beschrieben hat: „Es geht darum, sich selbst wieder ernst zu nehmen, wieder zu lernen, die Interessen unseres Gemeinwesens zu formulieren und einzufordern und nach Gleichgesinnten zu suchen.“
Ingo Schulze: Unsere schönen neuen Kleider. Gegen eine marktkonforme Demokratie – für demokratiekonforme Märkte. Hanser Berlin, 2012
Sonntag, 1. September, 15:30 Uhr, Orangerie im Schlossgarten