33. Erlanger Poetenfest — 29. August bis 1. September 2013
Nebenpodium im Schlossgarten. Moritz Rinke im Gespräch mit Verena Auffermann – Foto: Erich Malter, 2006

Veranstaltung


Essaka Poetzsch Co. und Liao Yiwu: unnötig
Eine Performance über staatliche Repression und Verfolgung in der DDR und China. Veränderte Version der Urfassung mit Liao Yiwu (Texte/Musik), Bettina Essaka (Choreografie/Tanz/Text) und Stefan Poetzsch (Elektronik/Komposition/Text); Simultanübersetzung: Tienchi Martin-Liao

Das experimentelle Projekt „unnötig“ basiert auf einer Sprach-Komposition von Stefan Poetzsch, einem Monolog, der zum Stereolog, zu einem Triolog, einem Wortgewitter erwächst – eine Komposition aus Texten, Musik, Klängen und Tanz. Stefan Poetzsch verarbeitet darin seine Untersuchungshaft im Gefängnis der Staatssicherheit am Moritzplatz in Magdeburg 1984/85. Sein zunächst spontan verfasster Text bekam eine neue Dimension, als er 2011 beim Erlanger Poetenfest den chinesischen Dichter und Musiker Liao Yiwu kennenlernte und für eine Mitwirkung an „unnötig“ gewinnen konnte. Liao Yiwu war lange Zeit in China verfolgt, inhaftiert und im Gefängnis misshandelt und gefoltert worden. 2011 floh er aus China und hatte beim Erlanger Poetenfest einen seiner ersten Auftritte in Deutschland mit dem Buch „Für ein Lied und hundert Lieder“, in dem er auf höchst eindringliche Weise die brutale Realität der chinesischen Gefängnisse schildert.
Stefan Poetzschs und Liao Yiwus individuelle Statements verbinden sich zu einem Hörstück von großer Intensität. Der Tanz und die Musik dienen als Kontrapunkt, als unterstützendes und verbindendes Element zwischen den verschiedenen Stimmen, Sprachen, Ausdrucksweisen. Dabei werden die Ähnlichkeiten und Unterschiede in den Biografien der Künstler deutlich: Beide kennen den „politischen Untergrund“ als Künstler, aufgewachsen in Diktaturen, beide wurden politisiert, obwohl sie eigentlich „nur“ Künstler sein wollten. Liao Yiwu erlebte unnötige Qualen sicher länger und drastischer, aber Vergleiche zwischen der Qualität von Demütigung sind schwierig, die Gegenüberstellung kann Augen öffnen.
„unnötig“ wurde mehrfach im ehemaligen Gefängnis der Staatssicherheit, der heutigen Gedenkstätte Moritzplatz in Magdeburg aufgeführt, wobei Liao Yiwu als Dichter und Musiker aus Aufnahmen eingespielt wurde. In Erlangen wirkt er erstmals live an der Performance mit.
Die Tänzerin Bettina Essaka und der Musiker Stefan Poetzsch sind als Essaka Poetzsch Company auf komplexe Choreografie-Kompositions-Projekte spezialisiert, mit denen sie weltweit auftreten. Stefan Poetzsch schuf Kompositionen für den Bayerischen Rundfunk und spielt u. a. mit Benjamin Boone, Lukas Ligeti und Markus Stockhausen.

Liao Yiwu aktuell: Die Dongdong-Tänzerin und der Sichuan-Koch. Geschichten aus der chinesischen Wirklichkeit. S. Fischer. Frankfurt am Main, 22. Aug 2013

Freitag, 30. August, 21:00 Uhr, Experimentiertheater
Eintritt: 9,00 / erm. 7,50 Euro

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