33. Erlanger Poetenfest — 29. August bis 1. September 2013
Nebenpodium im Schlossgarten. Moritz Rinke im Gespräch mit Verena Auffermann – Foto: Erich Malter, 2006

Veranstaltung


Taiye Selasi – Afrika, unsere Rettung
Lesung und Gespräch mit Verena Auffermann
Übersetzung aus dem Englischen: Sonja Mahler, Lesung in deutscher Sprache: Tanya Häringer

Taiye Selasis Karriere sieht von außen betrachtet wie ein Hollywood-Drehbuch aus. Eine schöne Afrikanerin feiert einen literarischen Welterfolg mit einem Romandebüt. Aber zuerst schreibt Taiye Selasi die Erzählung „The Sex Lives of African Girls“, veröffentlicht diese 2011 in der Zeitschrift „Granta“, weil die Nobelpreisträgerin Toni Morrison das wollte und sie unter ihre Fittiche genommen hatte. Dann nimmt sie der weltmächtigste Literaturagent Andrew Wylie unter Vertrag, ja und dann schrieb die 1979 in London geborene Frau einen fast 400 Seiten umfassenden Familienroman. Darin gelingt ihr fast alles. Dass die beschriebene Familiengeschichte mit der von Taiye Selasi einige Gemeinsamkeiten hat, ist nicht zu viel erzählt.
Wie im Roman ist die eigene Mutter schottisch-nigerianischer Herkunft, der Vater stammt aus Ghana. Wie die Zwillinge Taiwo und Kehinde im Roman ist auch Taiye Selasi Zwilling, wie im Roman ist der eigene Vater, als die Kinder noch klein waren, abgehauen und hat die Mutter allein zurückgelassen.
In „Diese Dinge geschehen nicht einfach so“ („Ghana Must Go“) wird der begnadete Chirurg Kweku Sai aus seinem Job entlassen, weil ein einflussreicher Patient während einer hoffnungslosen Operation unter Kweku Sais Händen verstarb. Diese Schande erträgt er nicht, verlässt Boston, verlässt seine Familie, geht ohne ein Abschiedswort zurück nach Ghana und lässt sich nie wieder sehen oder hören. Bis zu seiner Beerdigung, gestorben nach einem Herzanfall im Alter von 57 Jahren.
Taiye Selasis Roman erzählt die verwickelten Biografien der sechs Familienmitglieder Sai, von ihrer Schuld und Scham, von Missverständnissen, Stolz und geschwisterlicher Eifersucht, vom Versagen und von den Schwierigkeiten, „heimatlos“ zwischen den unterschiedlichen Welten zu sein. „Immigranten gehen weg“, heißt es einmal, oder „eine Heimat für die Heimatlosen“.
„Die afrikanischen Immigranten sind die Zukunft der Wissenschaft. Und die Inder“, schreibt Taiye Selasi und fügt hinzu: „Jetzt sind die Afrikaner an der Reihe.“ Von ihr stammt auch der Begriff des „Afropolitan“, und sie meint damit Personen mit afrikanischen Wurzeln, die in Weltstädten leben und arbeiten. Mit dieser Meinung ist Taiye Selasi keineswegs allein. Ihr fulminanter bild- und sprachkräftiger Roman öffnet den Horizont für einen großen Kontinent.
Verena Auffermann

Taiye Selasi: Diese Dinge geschehen nicht einfach so. Roman. Übers. aus dem Englischen: Adelheid Zöfel. S. Fischer. Frankfurt am Main, Mrz 2013

Sonntag, 1. September, 17:00 Uhr, Orangerie im Schlossgarten
Eintritt frei!

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