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Dellbrügge & de Moll: guerre en forme

Die Ausstellung „guerre en forme“ des Kunstpalais' widmet sich der Konstitution von Räumen und deren Verhandelbarkeit; der herrschenden Ordnung als vorläufigem Ergebnis von Auseinandersetzungen zwischen Kontrahenten. Die brutalste Form von Auseinandersetzung um Raum und Ressourcen ist der Krieg. Im Kontrast zum Kampf zwischen Feinden bis zur gegenseitigen Vernichtung basiert der „Guerre en Forme“ auf der Kontroverse zwischen zwei sich anerkennenden Souveränitäten. Es ist ein Krieg nach Regeln, in abgegrenzten Gebieten und daher bis zu einem gewissen Grad eingehegt.
Das ist die kontextbezogene Folie der Ausstellung, vor der Dellbrügge & de Moll den Paradigmenwechsel von öffentlichem Raum sowie Möglichkeiten der Aneignung und Nutzung urbaner Territorien betrachten. Die zentrale Arbeit bezieht sich auf den Grundriss der barocken Planstadt Erlangen. Sie nutzt ihn als Feld für choreographische Notationen und zirkelt ein mögliches Spielfeld für Auseinandersetzungen ab. Außerdem stellen die Künstler aktuelle Projekte vor, die sich auf andere Städte beziehen: auf São Paulo und die brasilianische Hauptstadt Brasília, das neue Hafenviertel Bjørvika in Oslo, auf Heterotopien in Kopenhagen und Berlin. Hier entwickelten Dellbrügge & de Moll Planspiele zum Städtebau, Szenarien zur Besetzung von Orten, Strategien der (Um-)Etikettierung und Umnutzung von Raum und diskutieren die Rollen von Bewohnern und Publikum als Akteuren der Polis. Sie verbinden die kriegerische Auseinandersetzung mit der Besetzung des Raums durch Sprache. Western oder Science-Fiction-Filme, von Dellbrügge & de Moll komprimiert und zu sprachlichen Szenarien gebändigt, leiten über zur These Jean-François Lyotards vom Sprechen als Kämpfen. „Parler est combattre“ formulierte er in seiner Schrift „Das postmoderne Wissen“. Sprache konstituiert starke und schwache Positionen im Raum. Spielentscheidend ist, wer die Regeln aufstellt, wer bestimmt, worüber gesprochen wird, wer mitreden darf und mitspielen kann. Am Ende wird der Ausstellungsbesucher selbst aufgefordert, zu einem mit und durch Sprache Handelnden zu werden.

6. August bis 26. September, Kunstpalais (Palais Stutterheim)
Öffnungszeiten: Di–So 10–18, Mi 10–20 Uhr

 

Website:
www.kunstpalais.de

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