Sabine Küchler

„Als Kind habe ich mich vor dem Wald gefürchtet. Er war so ordentlich. Ganz anders als ich. Wir fuhren immer sonntags hin. Alle vier, die ganze Familie, gleich nach dem Frühstück. Jahre später haben wir uns gestanden, dass jeder von uns auf seine Art diese Ausflüge hasste. Aber jedem war klar: Was ist, wenn der Wald den anderen guttut? Man darf ihnen den Spaß an der Natur nicht verderben, dachten wir.“
Im Frühjahr 2009 erhält die deutsche Schriftstellerin Sabine Küchler ein ungewöhnliches Angebot: Eine Kulturinstitution fragt an, ob sie zusammen mit einer Fotografin und einem Philosophen eine Expedition in den argentinischen Nebelwald unternehmen möchte, um dort nach den Überresten der einheimischen Waldgötter zu suchen. Ein Angebot, das man nicht ablehnen kann, denkt sich Küchler und macht sich auf den Weg in den Wald nach Argentinien. Mit im Gepäck: eine handfeste Traumatisierung durch die Sonntagsausflüge ihrer Familie, eine Handvoll Trostformeln aus der deutschen Romantik sowie jede Menge Feld-, Wald- und Wiesen-Weisheiten vermeintlicher Freunde. Entstanden ist ein Album mit Bildern zum Einkleben, das den Leser selbst zu einer Expedition in die Bildwelten des argentinischen Nebelwaldes einlädt. Sabine Küchler erzählt sprachmächtig, einsichtsreich und wunderbar selbstironisch von einer, die auszog, den Wald kennenzulernen. „Endlich: große deutsche Reiseliteratur!“, urteilte Literaturkritiker Denis Scheck.
Sabine Küchler, Jahrgang 1965, lebt in Köln und ist Schriftstellerin und Redakteurin beim Deutschlandfunk, wo sie unter anderem die Sendung „Zwischentöne“ moderiert.
Auszeichnungen u. a.: Arbeitsstipendium für Berliner Schriftsteller (1988), Förderpreis zum Friedrich-Hölderlin-Preis, Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen (1995).

Veröffentlichungen (Auswahl):
– „Ich erklär es mir so“, Gedichte, Verlag Eric van der Wal, Bergen 1990
– „In meinem letzten Leben war ich die Callas“, Erzählungen, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1993
– „Unter Wolken“, Gedichte, Das Wunderhorn, Heidelberg 2005
– „Was ich im Wald in Argentinien sah. Ein Album“, Arche, Zürich/Hamburg, August 2010
Übersetzung (Auswahl):
– Alison Bechdel: „Fun Home. Eine Familie von Gezeichneten“, Comic, zus. mit D. Scheck, Kiepenheuer & Witsch, Köln 2008

Samstag, 28. August, 14:00 Uhr, Schlossgarten


 

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