Annegret Held

Im leicht heruntergekommenen Pflegeheim „Abendrot“ schlägt das Leben mitunter merkwürdige Kapriolen. Eher durch Zufall gerät Lotta, Mitte zwanzig, in Annegret Helds neuem Roman „Die letzten Dinge“ dorthin und findet einen Unterschlupf und eine Beschäftigung als Stationshelferin. Gemeinsam mit ihren Kollegen sorgt sie dort für alte Menschen, die zu krank oder zu verwirrt sind, um diesen Ort aus eigener Kraft wieder zu verlassen. Zum Beispiel der Russe Jewgeni Tschuiski, der früher Tunnel für die Sibirische Eisenbahn gebaut hat. Sein Tumor schmerzt ihn nicht, jagt ihm aber Angst ein, weil er die Möbel im Zimmer scheinbar hin- und herlaufen lässt. Der Tod ist allgegenwärtig im „Abendrot“ und spaziert so zufällig über die Station, als müsste er sich gut überlegen, wen er diesmal nimmt. Annegret Held hat ein sterbenskomisches Buch über das Leben und Leiden mitten unter uns geschrieben, ein leidenschaftliches Plädoyer für eine barmherzige Sicht der Dinge, die alle Komik, alle Weisheit und allen Trost umschließt. Mit mitreißender Sprachkraft und voller Sympathie für ihre Figuren schildert sie die raue Wirklichkeit dieses vergessenen Ortes, und nennt das Liebenswürdige und das Problematische, das Harmlose und das Bedrohliche beim Namen. Annegret Held wurde 1962 im Westerwald geboren. Sie arbeitete zunächst drei Jahre lang als Polizei-Hauptwachtmeisterin in Darmstadt und Frankfurt und studierte später Ethnologie und Kunstgeschichte in Heidelberg. Danach war sie in unterschiedlichen Berufen tätig, u. a. als Buchhändlerin und in diversen Pflegeberufen. Heute arbeitet Annegret Held als Schriftstellerin und gelegentliche Aushilfe im Pflegeheim. Sie lebt mit ihrer sechzehnjährigen Tochter in Frankfurt.
Auszeichnungen u. a.: Georg-K.-Glaser-Förderpreis, Martha-Saalfeld-Förderpreis (2000), Kunstpreis für Literatur der Berliner Akademie der Künste (2001), Koblenzer Literaturpreis (2003).

Veröffentlichungen (Auswahl): – „Meine Nachtgestalten. Aus dem Tagebuch einer Polizistin“, Eichborn, Frankfurt a. M. 1988 – „Mein Bruder sagt, du bist ein Bulle. Rauher Alltag bei der Polizei“, Rowohlt, Reinbek 1990 – „Mein Schatten, mein Echo und ich“, Rowohlt, Reinbek 1994 – „Am Aschermittwoch ist alles vorbei“, Roman, Rowohlt, Reinbek 1997, Taschenbuch ebd. 1998 – „Die Baumfresserin“, Roman, Rowohlt, Reinbek 1999, Taschenbuch ebd. 2002 – „Hesters Traum“, Roman, Rowohlt, Reinbek 2001 – „Das Zimmermädchen“, Roman, Marebuchverlag, Hamburg 2003, Taschenbuch Heyne, München 2004 – „Die letzten Dinge“, Roman, Eichborn, Frankfurt a. M. 2005


Sonntag, 28. August, 18 Uhr, Schlossgarten