Daniel Kehlmann Daniel Kehlmann interessiert sich für Genies. Im Mittelpunkt seines erfolgreichen Romans „Ich und Kaminski“ (2003) standen ein kauziger alter erblindeter Maler und ein frecher Journalist. „Ich und Kaminski“ war eine gelungene Parodie auf das Spiel, das der Künstler mit sich selbst und das die anderen mit dem Künstler treiben. In seinem neuen Roman versetzt sich Daniel Kehlmann in das späte 18. Jahrhundert. Zwei Forscher, rücksichtslos gegen sich selbst und andere, sind fanatisch mit den Rätseln der Welt beschäftigt. Der eine, Alexander von Humboldt, bereist die Tropen, entdeckt den natürlichen Kanal zwischen Orinoko und Amazonas und den höchsten Berg der bekannten Welt, sammelt Pflanzen und Tiere, vermisst jeden Fluss, Berg und See. Der andere, Carl Friedrich Gauß, ein mathematisches Wunderkind, der nichts so sehr hasste, wie das Reisen, veröffentlichte grundlegende Werke über die höhere Arithmetik, vermaß das Königreich Hannover, verkabelte 1833 seine Göttinger Sternwarte mit dem physikalischen Institut und tauschte über eine Kompassnadel Nachrichten aus. Das war die erste elektrische Telegraphen-Verbindung der Welt. Daniel Kehlmann zeigt in seinem Roman „Die Vermessung der Welt“ zwei gegensätzliche Genies. Der eine, Alexander von Humboldt, will mit eigenen Füßen die Welt betreten, mit eigenen Augen sehen und mit eigenen Händen greifen. Der andere, Carl Friedrich Gauß, lebt in der abstrakten Welt der Zahlen und übersetzt seine Gedanken in Formeln. Selbst in der Hochzeitsnacht hüpft er aus dem Bett, um eine Formel aufzuschreiben. Viele seiner Entdeckungen teilt Gauß seinen Freunden in Briefen mit, manches notiert er nur in sein Tagebuch, das erst 1898 entdeckt wurde. Listig und respektlos beschreibt Daniel Kehlmann den Alltag der beiden Forscher, schwer erträglich für ihre Umgebung und respektlos gegenüber der Obrigkeit, verfolgen sie ihre Ziele. Und das tut der Schriftsteller Daniel Kehlmann auch. Er zeigt die Radikalität, die zum Erfolg führt und wie riskant man lebt, wenn eine Idee Macht über einen Menschen gewonnen hat. Wie nebenbei öffnet Daniel Kehlmann die Tür zum Widerspruch zwischen Geistes- und Naturwissenschaften. „Aber der Verstand, sagte Humboldt, forme die Gesetze! Gauß schüttelte den Kopf. Der Verstand forme gar nichts und verstehe wenig. Die Welt könne notdürftig berechnet werden, aber das heiße noch lange nicht, dass man irgend etwas verstehe.“ (V.A.)Auszeichnungen u. a.: Förderpreis zum Hans-Erich-Nossack-Preis, Förderpreis des Kulturkreises der Deutschen Wirtschaft (1998), Stipendium des Literarischen Colloquiums Berlin (2000), Gastdozentur für Poetik an der Universität in Mainz (2001), Förderpreis des Österreichischen Bundeskanzleramtes (2003). Veröffentlichungen (Auswahl): – „Beerholms Vorstellung“, Roman, Deuticke, Wien 1997, Taschenbuch Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2000 – „Unter der Sonne“, Erzählungen, Deuticke, Wien 1998, Taschenbuch Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2000 – „Mahlers Zeit“, Roman, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1999, Taschenbuch ebd. 2001 – „Der fernste Ort“, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2001, Taschenbuch ebd. 2004 – „Ich und Kaminski“, Roman, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2003, Taschenbuch ebd. 2004 – „Die Vermessung der Welt“, Roman, Rowohlt, Reinbek, September 2005 – „Wo ist Carlos Montúfar? Über Bücher“, Taschenbuch Rowohlt, Reinbek, Oktober 2005 Samstag, 27. August, 14 Uhr, Schlossgarten |
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