Arno Geiger Der siebenunddreißigjährige Bregenzer Arno Geiger erzählt in seinem Roman „Es geht uns gut“ eine Familiengeschichte über drei Generationen. Ein Österreichkaleidoskop vom Dritten Reich bis zur Zweiten Republik, von 1938 bis 2001, dargestellt am privaten Leben. Aus den dreiundsechzig Jahren der erzählten Zeit greift Arno Geiger jeweils einen Tag heraus. Ausgangspunkt aller Geschichten ist ein Haus in der Wiener Vorstadt. Philipp Erlacher hat es 2001 von seiner Großmutter geerbt. Das große Haus ist in einem verrotteten Zustand, unterm Dach wüten die Tauben, und Philipp ist nicht der Mann, der an schwerer Arbeit Vergnügen hat. Raffiniert sind die Lebensausschnitte von Alma und Richard und ihren Kindern Ingrid und Peter miteinander verknüpft. Peter will als Fünfzehnjähriger 1945 gemeinsam mit der letzten Hitlerjugend Wien vor den Russen retten und verliert dabei sein Leben. Ingrid heiratet gegen den Willen ihres Vaters einen arbeitsscheuen Bastler und Schriftsteller, Ingrids Sohn Philipp hat das Tagträumen von seinem Vater übernommen. Familiengeschichten, das zeigt Arno Geigers dicker Roman, sind Verkettungen und Verknüpfungen, und Arno Geiger zeigt das psychologische Spektrum sehr genau. Vom autoritären Familienvorstand Richard, der ruhigen, selbstbestimmten und klugen Alma, ihrer rebellischen, übereifrigen Tochter Ingrid, ihrem schwachen Mann, der erst nach Ingrids Tod Stärke beweist und sich nur eines wünscht, Ingrid könnte ihn jetzt so tüchtig sehen. Die Politik dringt in den Alltag ein, Richard verliert seinen Job, weil er nicht in die Partei eintritt, Österreichs Anschluss an das Deutsche Reich fordert Tribut. Das Buch zeigt die Hilflosigkeit zwischen Eltern und Kindern und wie sich das in der nächsten Generation wiederholt. Arno Geiger verbindet durch eine sehr geschickte Schnitttechnik die Lebensgeschichten. Er beschreibt die Liebesdramen, die Sehnsüchte und die Schwierigkeiten, im eigenen Leben anzukommen. Alma sitzt lesend in ihrem Garten, sie züchtet Bienen und ist der ruhende Pol. In ihrer Person sammeln sich die Gedanken, zu denen die anderen keine Zeit haben. „Es geht uns gut“ ist leicht und anschaulich erzählt. Ein tiefer Einblick in Österreichs jüngste Geschichte und das umfassende Psychogramm einer „ganz normalen“ Familie. Arno Geigers Roman ist ein großer Wurf. (V.A.)Auszeichnungen u. a.: Nachwuchsstipendium des österreichischen Bundesministeriums für Kunst (1994), Abraham-Woursell-Award (1998), Literaturstipendium des Landes Vorarlberg, Österreichisches Staatsstipendium (1999), Friedrich-Hölderlin-Förderpreis der Stadt Bad Homburg (2005). Veröffentlichungen (Auswahl): – „Kleine Schule des Karussellfahrens“, Roman, Hanser, München 1997, Taschenbuch Knaur, München 2002 – „Alles auf Band oder Die Elfenkinder. Ein Drama“, zus. mit Heiner Link, Deuticke, Wien 2001 – „Irrlichterloh“, Roman, Hanser, München 1999, Taschenbuch dtv, München 2002 – „Schöne Freunde“, Roman, Hanser, München 2002 – „Natürliche Schwankungserscheinung“, in: Hubert Winkels (Hrsg.): „Beste deutsche Erzähler 2003“, Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 2003 – „Es geht uns gut“, Roman, Hanser, München, August 2005 Samstag, 27. August, 15.30 Uhr, Schlossgarten und Sonntag, 28. August, 17.30 Uhr, Orangerie im Schlossgarten |
|