Birgit Vanderbeke „Sweet Sixteen“ ist ein beunruhigendes Buch. Es ist ebenso wahr, wie frei erfunden. „Sweet Sixteen“, ist ein Bericht über ein uraltes Thema: Der Verdruss der Jungen mit den Alten, den sehr wohlmeinenden Eltern, aufgeklärt und trainiert durch das Nachbeben der antiautoritären Erziehung. Birgit Vanderbeke ist eindeutig auf der Seite der Sechzehnjährigen. Sie versucht, ihre Rebellion zu verstehen. Sie stellt Fragen: Was will die Jugend? „Etwas Wildes. Etwas Aufregendes. Etwas Eigenes“. Das ist nichts Neues, das war schon immer so. Nicht die Tatsachen haben sich verändert, nur die Methoden. Welche Folgen hat der jugendliche „Sturm und Drang“ in Zeiten des Internets? An ihrem sechzehnten Geburtstag verschwinden Jugendliche, weg von der Buttercremetorte, dem Gabentisch, aus den gut ausgestatteten Jugendzimmern. Völlig Unbekannte finden das Handy der verschwundenen Jugendlichen in ihrem Briefkasten. Dann ist Funkstille, kein Lebenszeichen, nichts. Der erste, der verschwand, war Markus Heuser. Später nannte man diese Zeiterscheinung das „Heuser-Phänomen“. Die Polizei schenkte dem Fall keine große Bedeutung, Leichen wurde nicht gefunden und alle Ermittlungen brachten keinen Erfolg: „Meks war weg“. Und er blieb weg, abgehauen und verschwunden. Ihm folgten Konrad Riedinger, Denis Kreymeier, Conny Hanssen und so weiter. Waren sie einer Sekte in die Hände gefallen? Wie reagierten die Medien, stellvertretend für die Öffentlichkeit? Hilflose Talkshows mit Schulpsychologen und Kriminalbeamten. Man gab die Schuld dem Internet, den Elternhäusern, der Schule. Aber was hilft das? Die Polizei durchforstet die bekannten Verstecke notorischer Schulschwänzer, Elektronikabteilungen der Kaufhäuser, Parks, sucht im Internet, findet die Website „sweetsixteen“. Birgit Vanderbeke hat sich für diesen „Real-Krimi“ in die Jugendsprache und -träume hineingearbeitet, ihren Jargon, die Abkürzungen, die Computersprache. „Sweet Sixteen“ ist ein Einblick in eine „illusionslose Generation“. Birgit Vanderbekes Analyse ist erschreckend und realistisch und die Zukunft dieser Fiktion hat schon begonnen. (V.A.)Auszeichnungen u. a.: Ingeborg-Bachmann-Preis (1990), Kranichsteiner Literaturpreis (1997), Roswitha-Gedenkmedaille, Solothurner Literaturpreis (1999), Hans-Fallada-Preis (2002). Veröffentlichungen (Auswahl): – „Das Muschelessen“, Erzählung, Rotbuch, Berlin 1990, Taschenbuch Fischer, Frankfurt a. M. 1997 – „Fresse schon meine Fingerspitzen wie Spargelköpfe. Bettel- und Brandbriefe“, Hrsg., Luchterhand, Frankfurt a. M. 1990 – „Fehlende Teile“, Erzählung, Rotbuch, Berlin 1992, Taschenbuch Fischer, Frankfurt a. M. 1998 – „Gut genug“, Erzählung, Rotbuch, Berlin 1993, Taschenbuch Fischer, Frankfurt a. M. 1999 – „Ich will meinen Mord“, Erzählung, Rowohlt, Berlin 1995, Taschenbuch Fischer, Frankfurt a. M. 2002 – „Friedliche Zeiten“, Erzählung, Rotbuch, Hamburg 1996, Taschenbuch Fischer, Frankfurt a. M. 2000 – „Alberta empfängt einen Liebhaber“, Roman, Alexander Fest, Berlin 1997, Taschenbuch Fischer, Frankfurt a. M. 1999 – „Ich sehe was, was du nicht siehst“, Erzählung, Alexander Fest, Berlin 1999, Taschenbuch Fischer, Frankfurt a. M. 2001 – „Abgehängt“, Erzählung, S. Fischer, Frankfurt a. M. 2001, Taschenbuch ebd. 2002 – „Geld oder Leben“, Roman, S. Fischer, Frankfurt a. M. 2003, Taschenbuch ebd. 2005 – „Sweet Sixteen“, S. Fischer, Frankfurt a. M. 2005 Samstag, 27. August, 17.30 Uhr, Schlossgarten und Sonntag, 28. August, 17.30 Uhr, Orangerie im Schlossgarten |
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