Thomas Lehr 1957 in Speyer als ältestes von acht Kindern geboren, Studium der Biochemie, lebt und arbeitet seit 1993 als freier Schriftsteller in Berlin. Bis 1999 verdiente Thomas Lehr seinen Lebensunterhalt als EDV-Fachmann an der Freien Universität Berlin. Seine Doppelbegabung als Naturwissenschaftler und Schriftsteller ermöglichte es ihm, unbeirrt von den wechselnden Moden des Literaturbetriebs ein eigenständiges Werk zu schaffen. Für seinen 1993 veröffentlichten Erstling „Zweiwasser oder Die Bibliothek der Gnade“ erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, in seinem aktuellen Roman „42“ begibt er sich nun auf die Suche nach der Zeit. Nicht weit von Genf, der Stadt der Atomphysiker, Diplomaten und Uhrmacher, liegen die unterirdischen Anlagen des Kernforschungszentrums CERN. Als an einem sonnigen Augusttag eine Besuchergruppe wieder ans Tageslicht tritt, ist die gesamte Genfer Region, ja ganz Europa, in einen Dornröschenschlaf gefallen. Die Besucher bewegen sich wie in einer „Fotografie der Welt“. Steht die Zeit still? Hat der Teilchenbeschleuniger eine Zeitkatastrophe verursacht? Die 70 „Chronifizierten“ müssen mit einer traumatischen Situation von Einsamkeit, Macht und Ohnmacht zurechtkommen, Theorien entwickeln und Strategien des Zusammenlebens erproben. Obwohl für sie die persönliche Zeit weiterläuft, in der sogar Kinder geboren werden, sind sie scheinbar in alle Ewigkeit gefangen in der 42. Sekunde um 12 Uhr 47 dieses Sommertags. Bis nach fünf Jahren, aus wahrhaft heiterem Himmel, die Weltzeit plötzlich für 3 kostbare Sekunden weitertickt. Aus ihrer Lethargie gerissen, sammelt sich die inzwischen durch Krankheiten und mörderische Auseinandersetzungen dezimierte Gruppe zu einem finalen Experiment. Die erzählerischen Momente schießen in „42“ wie in einem Teilchenbeschleuniger zusammen – modernste Zeittheorien, existenzielle Deutungen und eine mitreißende Sprache. Thomas Lehr legt mit diesem Roman das wichtigste Buch seines bisherigen Werkes vor.Auszeichnungen u. a.: Förderpreis des Rheinland-Pfälzischen Schriftstellerverbandes (1993, 1999, 2001), Mara-Cassens-Preis, Rauriser Literaturpreis (1994), Fördergabe zum Pfalzpreis für Literatur (1995), Förderpreis Literatur zum Kunstpreis Berlin (1996), Rheingau-Literatur-Preis, Martha-Saalfeld-Förderpreis (1999), Wolfgang-Koeppen-Preis (2000), Georg-K.-Glaser-Preis (2002). Veröffentlichungen (Auswahl): – „Zweiwasser oder Die Bibliothek der Gnade“, Roman, Rütten & Loening, Berlin 1993, Taschenbuch Aufbau, Berlin 1998 – „Die Erhörung“, Roman, Aufbau, Berlin 1995 – „Nabokovs Katze“, Roman, Aufbau, Berlin 1999, Taschenbuch ebd. 2001 und 2005 – „Frühling“, Novelle, Aufbau, Berlin 2001, Taschenbuch ebd., August 2005 – „42“, Roman, Aufbau, Berlin, August 2005 Hörspiel (Auswahl): – „Frühling“, SWR 2003 Samstag, 27. August, 18 Uhr, Schlossgarten |
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