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Foto: Jonas Maron |
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Jetzt das. Es musste wohl so kommen. Das Ende der DDR liegt heute bereits
länger zurück als das Dritte Reich überhaupt gedauert hat.
Und mit dem Ende der DDR haben sich, im Osten wie im Westen, die Bedingungen
des Schreibens massiv verändert, vor allem natürlich für
die Autoren, die aus dem Osten kamen. Mit dem, wohlgemerkt, nicht allein
durch das Ende dieses sogenannten Arbeiter- und Bauernstaates wurde unsere
Literatur geradezu auf radikale Weise entpolitisiert. Was sich in dem
letzten Jahrzehnt verändert hat, das lässt sich heute
an Monika Marons kleinem Bändchen Nach Maßgabe
meiner Begreifungskraft. Artikel und Essays aus dem Jahre 1993 haargenau
ablesen.
Das antifaschistische Kind, das sie einst war, und von dem
sie damals erzählte, ist regelrecht Geschichte geworden: so scheint
es nur folgerichtig, dass ihr neuer Roman Endmoränen
von den ganz persönlichen Sorgen und Kümmernissen einer alternden
Frau erzählt, der die Flüchtigkeit des Glücks und die Stetigkeit
des Alterns schmerzlich vor Augen steht. Die Falten lassen sich nicht
verbergen. Es ist wahrlich ein altes Problem, auch wenn es jede Generation
aufs Neue trifft. Johanna, die alternde Heldin, schreibt einmal: Heute
kommt es mir vor, als hätte ich damals darauf gewartet, daß
mein eigentliches Leben eines Tages noch beginnt (...) Und jetzt, ein
paar Jahre später, hat mich die Ahnung, eher die Furcht befallen,
es könnte schon wieder vorbei sein mit dem eigentlichen Leben. Die
Furcht also: daß für bald diese öde lange Restzeit beginnt,
zwanzig, dreißig Jahre Restzeit. Mit diesem Grauen vor dem
eigenen Körper, seinem unaufhaltsamen Verfall, nicht nur an Haut
und Haaren. Wie man aus solchen Empfindungen einen packenden Roman machen
kann, das demonstriert Monika Maron in diesen Endmoränen
auf eine faszinierende Weise, die zugegeben vielleicht nicht
alle Altersgruppen gleichermaßen nachempfinden können. Sie
beschreibt nicht nur äußerst subtil, sondern sogar auf spannende
Weise diesen Prozess der Veränderungen, in dem sich eine individuelle
Lebensgeschichte auf engste und doch fast unmerklich mit der politisch
gesellschaftlichen Entwicklung verbindet. Da zeigt sich, zum Glück,
dass auch im Altern Glück noch möglich ist. Und dabei zeigt
sich zudem, dass sich Monika Maron, bei aller Veränderung, treu geblieben
ist. (M.L.)
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Veröffentlichungen (Auswahl):
Die Moral der Frau Förster, in: Die Wochenpost,
Berlin/DDR 1974, auch in: Ingrid Krüger (Hrsg.): Tagesordnung.
Literarische Reportagen aus der DDR, Luchterhand, Darmstadt/Neuwied
1985
Flugasche, Roman, S. Fischer, Frankfurt a.M. 1981,
Taschenbuch ebd. 1991
Das Mißverständnis, Vier Erzählungen
und ein Stück, S. Fischer, Frankfurt a.M. 1982, Taschenbuch ebd.
1991
Die Überläuferin, Roman, S. Fischer, Frankfurt
a.M. 1986, Taschenbuch ebd. 1990
Trotzdem herzliche Grüße. Ein deutsch-deutscher
Briefwechsel, zus. mit Joseph von Westphalen, Fischer, Frankfurt
a.M. 1988
Stille Zeile sechs, Roman, S. Fischer, Frankfurt a.M.
1991, Taschenbuch ebd. 1998
Nach Maßgabe meiner Begreifungskraft. Artikel und Essays,
Fischer, Frankfurt a.M. 1993, Taschenbuch ebd. 1995
Animal triste, Roman, Fischer, Frankfurt a.M. 1995,
Taschenbuch ebd. 1997
Pawels Briefe. Eine Familiengeschichte, Fischer, Frankfurt
a.M. 1999, Taschenbuch ebd. 2001
Berlin, Metropole, Rowohlt, Berlin 1999
Quer über die Gleise. Essays, Artikel, Zwischenrufe,
Fischer, Frankfurt a.M. 2000
Herr Aurich, Erzählung, Fischer, Frankfurt a.M.
2001
Endmoränen, Roman, S. Fischer, Frankfurt a.M.,
August 2002
Theater:
Ada und Evald, UA Wuppertaler Bühnen, 15.11.1983,
Regie: Dieter Reible
Termin:
Samstag, 31. August 2002, 15.30, Schlossgarten
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