Dagmar Leupold


   

Geboren 1955 in Niederlahnstein, Abitur in Mainz, Studium der Germanistik, Philosophie, Theaterwissenschaften und der Klassischen Philologie in Marburg und Tübingen. Verschiedene Studienaufenthalte und Berufspraxis in Florenz und New York. 1993 Promotion in Vergleichender Literaturwissenschaft. Übersetzungen aus dem Italienischen und Englischen.
Dagmar Leupold begann die Reihe ihrer Bücher mit einem Gedichtband „Wie Treibholz“, in dem die Metapher des treibenden Holzes verirrte Bewegung und autonome Selbststeuerung zugleich signalisiert, in dem die Kunst als einzig verbliebener Lebenssinn aufleuchtet. Sie sondierte ihre Möglichkeiten, wenn man von ihrer Behauptung ausgeht, „nur Erfundenes ist wahr“. In dem kleinen Roman „Edmond: Geschichte einer Sehnsucht“, ausgezeichnet als stärkstes Debüt des Jahres mit dem „Aspekte“-Literaturpreis, vollzog sie eine erzählerische Doppelbewegung. Eine Schriftstellerin im Wochenbett registriert den Herzschlag ihres noch nicht geborenen Kindes und befasst sich mit einem Romanprojekt über Edmond, einen dunkelhäutigen Unbekannten, in den sich die Ich-Erzählerin verliebt. Ein Spiel mit dem Liebesroman und eine Reflexion über das Schreiben. Am Schluss gibt es den Umschlag von der Literatur ins Leben: das Kind wird geboren.
Mit den beiden Büchern ist Dagmar Leupolds anhaltender Wechsel von der Lyrik, etwa der Gedichte „Die Lust der Frauen auf Seite 13“, zur Prosa, zum Beispiel des Romans „Federgewicht“ bestimmt. Mit artistischer Kühle und leichter Hand nimmt sie sich der Variation von Liebesgeschichten an, weiß sich auf exotischem Gelände genauso elegant zu bewegen wie in den Untiefen des Herzens, auf den steinigen Äckern der Literaturgeschichte wie im luftigen Reich der Träume.
Ihr neuester Roman „Eden Plaza“, soeben erschienen, folgt einem orientalischen Erzählmodell, dem Geschichtenmosaik. Eine Ich-Erzählerin liegt bei ihrem Geliebten in einem Hotelzimmer, vollzieht die Liebe und erzählt ihm, um ihn zu fesseln, Geschichten von früher, aus ihrer Ehe, erfindet Szenen. Sie schmeckt den Episoden nach, prüft sie für sich, mäandert durch eine komische und traurige Vergangenheit, vertieft sich in die gegenwärtige Lust der Nacht im Hotel.
Dagmar Leupold wurde zuletzt mit der Kieler Liliencron-Dozentur ausgezeichnet. (W.F. Sch.)

 

 

Veröffentlichungen (Auswahl):
– „Wie Treibholz“, Gedichte, Pfaffenweiler Presse, Pfaffenweiler 1988
– „Edmond: Geschichte einer Sehnsucht“, Roman, S. Fischer, Frankfurt a.M. 1992, C.H. Beck, München 2002
– „Die Lust der Frauen auf Seite 13“, Gedichte, S. Fischer, Frankfurt a.M. 1994
– „Textlandschaften“, in: Uwe Wittstock (Hrsg.): „Roman oder Leben. Postmoderne in der deutschen Literatur“, Reclam, Leipzig 1994
– „Federgewicht“, Roman, S. Fischer, Frankfurt a.M. 1995
– „Destillate“, Kurzprosa, S. Fischer, Frankfurt a.M. 1996
– „Literatur auf dem Prüfstand. Dagmar Leupold im Gespräch mit Gabriele Weingartner“, in: Sigfrid Gauch (Hrsg.): „Horizonte“, Rheinland-pfälzisches Jahrbuch für Literatur 3, Frankfurt a.M. 1996
– „Ende der Saison“, Roman, S. Fischer, Frankfurt a.M. 1999, Taschenbuch ebd. 2001
– „Byrons Feldbett“, Gedichte, S. Fischer, Frankfurt a.M. 2001
– „9.11. – 911. Bilder des neuen Jahrhunderts“, zus. mit Kerstin Hensel und Marica Bodrozic, Wallstein, Göttingen 2002
– „Eden Plaza“, Roman, C.H. Beck, München 2002
Übersetzungen (Auswahl):
– Daniele del Giudice: „Das Land vom Meer aus gesehen“, Roman, Hanser, München/Wien 1986
– Giorgio Agamben: „Idee der Prosa“, Hanser, München/Wien 1987
– Cesare Pavese: „Sämtliche Gedichte“, zus. mit Michael Krüger und Urs Oberlin, Claassen, Düsseldorf 1988, Taschenbuch Fischer, Frankfurt a.M. 1991

Termin:
– Samstag, 31. August 2002, 14.30, Schlossgarten

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