Dorothea Dieckmann |
Foto: Klett-Cotta |
Nein, sie kommt nicht gut an bei ihren lieben Kolleginnen und Kollegen. Der erste, durchaus umfangreiche Roman der 1957 in Freiburg geborenen und aufgewachsenen Autorin Dorothea Dieckmann hat, teils sanfte Schelte, teils harsche, auch bissige Kritik gefunden, jedenfalls keine ungebremste Zustimmung. Dorothea Dieckmann ist als Kritikerin und Essayistin (vor allem Zeit und Neue Zürcher Zeitung) bekannt geworden. Sie hält mit ihrer Meinung nicht hinter dem Berg. Sie verfügt nicht nur über eine spitze Zunge, eine ordentliche Lust an polemischen Auseinandersetzungen und, zum Glück, auch über die Fähigkeit, das zu sagen, was sie sagen will, und zwar genau. Aha, so vermuten die informierten Zeitgenossen, das kennen wir, die breit grinsende Kollegenschaft und ihren alten Leitspruch: Schuster bleib bei deinen Leisten. Doch weit gefehlt. Dorothea Dieckmanns Roman wurde in ihrem eigenen ,Leisten gemessen: an dem großen Essay Sprachversagen, der ebenfalls in diesem Jahr als kleines Buch herausgekommen ist und, vor allem an Ingeborg Bachmann und Kafka orientiert, einen Begriff von Literatur etabliert, der aus dem Schweigen kommt, also kurz gesagt, die Ansprüche der Moderne noch einmal nachhaltig zur Geltung bringt. Ihr Roman Damen & Herren beschreibt ein Klassentreffen, zwanzig Jahre nach dem Abitur kommen siebzehn der einst zwanzig Schüler in einer leicht abgelegenen Gaststätte Waidmannsruh für volle zehn Stunden wieder zusammen. Mit allen erzähltechnischen Mitteln und beachtlichem Geschick gelingt es ihr, Spannung zu erzeugen und zu halten. Ist es das Porträt jener Generation geworden, die noch an Marx glaubte, die Rolling Stones hörte und Sergio Leones Italo-Western sah die Nach-68er auf der Suche nach ihrer eigenen Geschichte? (M.L.)
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