Norbert Zähringer


   

Nur dass er 1967 in Stuttgart geboren wurde, und dass er in Berlin lebt, gibt der Schriftsteller Norbert Zähringer von sich bekannt. Zwei Dinge lassen sich hinzufügen: Zum einen, dass er, aller Wahrscheinlichkeit nach, bei einer Bank gearbeitet hat, denn neben vielem anderen wird deren institutionelles Innenleben in Zähringers erstem Roman „So“ in vielen bizarr-glühenden Details ironisch vor uns ausgebreitet. Doch ist dies eher nebensächlich neben der anderen Feststellung, dass Norbert Zähringer mit „So“ einen der raffiniertesten, witzigsten, kurz: schönsten Romane dieses Jahres geschrieben hat.
Dies ist zwar bemerkt worden, und dennoch hat der im Berliner Alexander Fest Verlag erschienene Roman „So“ immer noch nicht die Aufmerksamkeit erhalten, die er verdient.
Zähringer erzählt hier die buchstäblich verrückten Geschichten einer handvoll Figuren, die sich rund um ein Abbruchgelände im Osten Berlins und eben rund um und in einer Bank kreuzen und verheddern. Alle geraten sie aus der Bahn. Willy Bein zum Beispiel, ehemaliger Arbeiter in einer aufgegebenen Glühbirnenfabrik, sucht unter Tage, d.h. mittels eines Tunnels, an das Geld zu kommen, das Cordt Gummer, der zentrale Held des Romans, weder hat noch bewacht, noch verwaltet, weil der Bankangestellte Gummer in seiner Filiale längst abgekoppelt ist von der Zentrale. Doch auch diese selbst ist von einem Anarchobazillus befallen und taumelt in kapitaler Komik auf einer Bühne umher, wo sich in der schönsten Unordnung nach und nach doch alles zusammenfügt. Ob zum besten für irgendwen, das steht dahin. Doch dass Zähringers Erzählen vom Besten ist und zudem vom Seltensten in der neueren deutschen Literatur: vom Komischsten nämlich, das steht außer Zweifel: So! (H.W.)


 

Veröffentlichungen:
– „Lenin“, Kurzgeschichte, in: „Lauter Niemand“, Berliner Literaturzeitschrift, 1996
– „Timing“, Auszug aus dem Roman „So“, in: „Sprache im technischen Zeitalter“, 1998
– „Berlin Roman“, Erzählung, in: „Die Stadt nach der Mauer“, Hrsg.: Ulrich Janetzki, Jürgen J. Becker, Ullstein, München 1998
– „Selbstmord, Trakl.“, Kriminalgeschichte, in: „Die Leiche hing am Tannenbaum“, Hrsg.: Anne Enderlein, Cornelie Kister, Ullstein, München 1999
– „Ararat“, Kurzgeschichte, in: „Eisige Zeiten“, Hrsg.: Anne Enderlein, Cornelie Kister, Aufbau, Berlin 2000
– „So“, Roman, Alexander Fest, Berlin, Frühjahr 2001

Termin:
Sonntag, 26. August 2001, 15.30 Uhr, Schlossgarten

home | Teilnehmer 2001