Moritz Rinke


     

Moritz Rinke schreibt über Dinge, die zu schön sind, um wahr zu sein. Dazu gehören Stars und ganz gewöhnliche Menschen wie du und ich. Ob als Dramatiker, als Erzähler oder als Mensch, der im Vorgarten sitzt und für eine langweilige Tageszeitung eine sehr kurzweilige Abhandlung über die Fruchtfliege schreibt, stets stürzt er sich mit ganzer Kraft ins Tagesgeschäft. Und im Tagesgeschäft reizen ihn die Momente, mit denen viele von uns nichts anfangen können. Was würden wir im Ostberliner Kaffee Burger machen? Höchstwahrscheinlich einmal hingehen und nie wieder. Und so würden wir nie erfahren, was es im Kaffee Burger zu erfahren gibt. Oder: Wer ist so herzensgut, dem weltbekannten Mario Adorf mit dem eigenen Ladegerät für ein seltenes Nokia Handy aus der Verlegenheit zu helfen? Kurz, Moritz Rinke ist der geborene Retter in der Not, und als Dank bekommt er unser Lachen. Denn natürlich ist es sehr komisch, wenn ein junger Mann mit Windjacke und Cordhose auf dem roten Teppich vor dem Schauspielhaus am Berliner Gendarmenmarkt mit einem Nokia-Ladegerät zwischen all den ausgeschnittenen und angemalten Prominenten steht und auf Mario Adorf wartet, bis ihn ein Ordnungshüter hinter das Absperrgitter jagt. Moritz Rinke kann in ein paar leichten Sätzen die Allüren der Jungliteraten im Kaffee Burger und Auftritte der Voll-Stars mitten auf dem roten Teppich durchkneten, dass es eine helle Freude ist. Denn Moritz Rinke ist niemals ein gewöhnlicher Zyniker, Satiriker, Humorist, nein, dazu ist er viel zu gewitzt. Das Absurde ist seine Allee des Glücks, darauf schleift er alle, über die er sich lustig macht, und er macht es so, dass selbst seine Opfer es sehr genießen. Er verfügt über die seltene, nicht erlernbare Begabung der Komik, die trifft, aber nicht verletzt. Oft stellt sich sein Ich-Erzähler als Tor dar, der staunend und höflich den Menschen und ihren Dingen gegenübertritt. Mit Höflichkeiten kommt man oft sehr weit. Und Moritz Rinke ist erst am Anfang der Schulung des Lachens und schon weit gekommen. (V.A.)

 

Veröffentlichungen:
– „Der graue Engel. Ein Monolog zu zweit“, Bostelmann & Siebenhaar, Fannei & Walz, Berlin 1995
– „An die Berlinerin. Eine literarische Liebeserklärung in Vers und Prosa“, Fannei & Walz, Berlin 1998
– „Der Blauwal im Kirschgarten. Erinnerungen an die Gegenwart“, Rowohlt, Berlin, September 2001
– „Die Nibelungen“, Rowohlt, Berlin 2002
– „Trilogie der Verlorenen“, Stücke und Essays, Rowohlt, Berlin 2002

Theater:
– „Der graue Engel“, Uraufführung: Schauspielhaus Zürich 1996, Regie: Nina Hartwig
– „Der Mann, der noch keiner Frau Blöße entdeckte“, Uraufführung: Staatstheater Stuttgart 1999, Regie: Stephan Kimmig
– „Männer und Frauen“, Uraufführung: Niedersächsisches Staatstheater Hannover 1999, Regie: Erich Sidler
– „Das Stockholm-Syndrom“, Uraufführung: Schauspiel Bonn 1999, Regie: John von Düffel
– „Republik Vineta“, Uraufführung: Thalia Theater Hamburg 2000, Regie: Stephan Kimmig

Termin:
Samstag, 25. August 2001, 17.00 Uhr, Schlossgarten

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