Annette Pehnt


     

Dorst heißt der Held in Annette Pehnts erstem Roman „Ich muß los“. So einsilbig wie sein Name ist auch der Held. Und auch die Erzählerin bleibt knapp und lakonisch. Dorst hatte schon früh den Antrieb, die Wahrheit zu sagen, doch da die Welt, zumal in Gestalt von Oma, Mutter und Lehrerin, nicht hören wollte, beobachtet Dorst lieber. Und er sieht viel, mehr als andere, weil er von nun an sowohl melancholisch als auch schelmisch in die Welt guckt. Diese Romanwelt ist zunächst so groß wie eine mittlere deutsche Stadt, allein der Humor als Einbildungskraft der Erzählerin erweitert die Szene ins Allgemeingültige. Und das, obwohl - oder besser: weil der Held ein Außenseiter ist, ein leicht Ver-rückter, der im stillen Detail seine Ruhe zu finden sucht, was ihm die Welt meist nicht gönnt, und der den Wind, der üblicherweise gemacht wird, gern zurückbläst. Nur als sich Dorst verliebt, gerät die melancholisch grundierte Heiterkeit in die Krise. Denn Dorst will nicht festgelegt werden, er ist ein Liebhaber des Anderswo, des „knappen Nebenan“, und dies mag die Liebe, beispielsweise in Gestalt einer Geliebten, eben nicht so gern.
„Ich muß los“ ist ein Imperativ gegen die feste Bindung. Doch dies ist nur einer der Konflikte, die das kurze, aber fulminante Romandebüt der 31-jährigen Freiburger Kritikerin und Erzählerin Annette Pehnt, das im Münchner Piper Verlag erschienen ist, bestimmen. „Ich muß los“ ist ein seltenes (Vor)Lesevergnügen. (H.W.)

 

 

Veröffentlichungen:
– „John Steinbeck“, dtv portrait, München 1998
– „Ich muß los“, Roman, Piper, München, Frühjahr 2001

 

Termin:
Samstag, 25. August 2001, 14.00 Uhr, Schlossgarten

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