Peter Bichsel


   

Geboren 1935 in Luzern. Er studierte von 1951-1955 am Lehrerseminar Solothurn. 1963/1964 nahm er an einem von Walter Höllerer geleiteten Prosa-Schreibkurs (Literarisches Colloquium) in Westberlin teil.
Nach seinem Examen unterrichtete Bichsel zunächst als Lehrer. Von 1974-1981 war er, selber Mitglied der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz (bis 1995), Berater des sozialdemokratischen Bundesrates Willi Ritschard. Aus dieser Zeit nahm er „ein großes Stück Resignation“ mit. Gastdozenturen hatte Bichsel später in Essen (1980) und Frankfurt (1982), am Dartmouth College, Hanover/New Hampshire, USA (1987), und am Middlebury College in Vermont, USA.
Dem 29-jährigen Schriftsteller Bichsel gelang auf Anhieb der literarische Durchbruch mit dem nur 50-seitigen Erzählungsband „Eigentlich möchte Frau Blum den Milchmann kennen lernen“ (1964), der 21 Geschichten über menschliche Einsamkeit und Enttäuschung zusammenfasst. Seinem viel gerühmten Debütband ließ er das Erzählwerk „Die Jahreszeiten“ (1967) und die sieben skurrilen Kindergeschichten“ (1969) folgen, die den Anfangserfolg des Autors nachhaltig bestätigten. Der nächste Erzählungsband erschien 1985 mit dem Titel „Der Busant. Von Trinkern, Polizisten und der schönen Magelone“. 1993 kamen – wiederum viel beachtet – seine Geschichten „Zur Stadt Paris“ heraus, für die nach Ansicht der „Zeit“ ein Satz aus Bichsels Frankfurter Poetik-Vorlesungen in besonderem Maße gilt: „Wer keine Neigung zur Traurigkeit hat, der ist für die Literatur verloren.“ Die Figuren stammen zwar erkennbar aus der Schweizer Provinz, doch könnten sie, wie die „Zeit“ weiter schreibt, „ebenso gut Wladimir und Estragon“ heißen: Bichsel gebe ihnen nur so viel Körper, „wie er braucht, um auf die Narbe hinzuweisen, auf die es ihm ankommt, die der Zeit“.
Bichsel zählt sich selbst zu den „Wenigschreibern“ seiner Zunft. Den Repressionen des Marktes widerstand der mehrfach Ausgezeichnete wie nur wenige seiner Literaturkollegen. Neben dem Erzählwerk fanden vor allem Bichsels Zeitungs- und Illustriertenkolumnen Beachtung, die in den Sammelbänden „Geschichten zur falschen Zeit“ (1979), „Irgendwo anderswo“ (1986) und „Im Gegenteil“ (1990) erschienen. Nach Kritikermeinung überzeugt er als „Meister der kleinen Form“ in seiner vor allem durch Heiterkeit bestechenden Kurzprosa, die sich in ihrer Gesamtheit zu „einer kleinen Enzyklopädie des täglichen Lebens“ summiert.
Mit „Cherubin Hammer und Cherubin Hammer“ legte Bichsel 1999 ein weiteres Prosabuch vor, in dem er in knapper, aber eindeutiger Sprache die groteske Welt seiner beiden Hauptfiguren und deren Frauen nachzeichnet. In diesen „vier Biographien im Streichholzformat“ zeigte Bichsel nach Meinung der „Neuen Zürcher Zeitung“ einmal mehr seine Kunst der „tückisch züngelnden Sparflamme“.

 

Veröffentlichungen (Auswahl):
– „Eigentlich möchte Frau Blum den Milchmann kennen lernen. 21 Geschichten“, Walter Verlag, Olten/Freiburg i. Br. 1964; Suhrkamp, Frankfurt a.M. 1992, Taschenbuch ebd. 1996
– „Die Jahreszeiten“, Roman, Luchterhand, Neuwied/Berlin 1967; Sml. Luchterhand bei dtv, München 1975; Taschenbuch Suhrkamp, Frankfurt a.M. 1997
– „Kindergeschichten“, Luchterhand, Darmstadt/Neuwied 1969; Schallplatte gelesen von Peter Bichsel, Deutsche Grammophon-Gesellschaft, Hamburg 1979; Kassette ebd. 1993; Taschenbuch Suhrkamp, Frankfurt a.M. 1997; Audiobook, Hörverlag, München 1996; CD 2001
– „Des Schweizers Schweiz“, Aufsätze, Arche, Zürich 1969; Taschenbuch Suhrkamp, Frankfurt a.M. 1997
– „Stockwerke“, Prosa, Reclam, Stuttgart 1974
– „Geschichten zur falschen Zeit. Kolumnen 1975 – 1978“, Prosa, Luchterhand, Darmstadt/Neuwied 1979; Suhrkamp, Frankfurt a.M. 1998
– „Der Leser. Das Erzählen. Frankfurter Poetik-Vorlesungen“, Luchterhand, Darmstadt/Neuwied 1982; Taschenbuch Suhrkamp, Frankfurt a.M. 1997
– „Der Busant. Von Trinkern, Polizisten und der schönen Magelone“, Prosa, Luchterhand, Darmstadt/Neuwied 1985; Suhrkamp, Frankfurt a.M. 1998, Taschenbuch ebd. 2000
– „Schulmeistereien, Reden, Aufsätze“, Luchterhand, Darmstadt/Neuwied 1985; Taschenbuch Suhrkamp, Frankfurt a.M. 1998
– „Irgendwo anderswo. Kolumnen 1980 – 1985“, Luchterhand, Darmstadt/Neuwied 1986; Taschenbuch Suhrkamp, Frankfurt a.M. 1999
– „Im Gegenteil. Kolumnen 1986 – 1990“, Luchterhand, Frankfurt a.M. 1990; Taschenbuch Suhrkamp, Frankfurt a.M. 1999
– „Zur Stadt Paris. Geschichten“, Suhrkamp, Frankfurt a.M. 1993; Taschenbuch ebd. 1997
– „Gegen unseren Briefträger konnte man nichts machen. Kolumnen 1990 – 1994“, Suhrkamp, Frankfurt a.M. 1995; Taschenbuch ebd., März 2002
– „Die Totaldemokraten. Aufsätze über die Schweiz“, Suhrkamp, Frankfurt a.M. 1998
– „Cherubin Hammer und Cherubin Hammer“, Erzählungen, Suhrkamp, Frankfurt a.M. 1999; Taschenbuch ebd. 2001
– „Alles von mir gelernt. Kolumnen 1995 – 1999“, Suhrkamp, Frankfurt a.M. 2000

Hörspiele:
– „Inhaltsangabe der Langeweile“, Radio DRS, 16.4.1972
– „Warum ist die Banane krumm?“ Audio-CD, zus. mit Peter Rühmkorf, Ernst Jandl u.a., WortArt-Hörbuch, o.J.

  Termin:
Samstag, 25. August 2001, 19.00, Schlossgarten

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