Christian Schloyer
Ein Gedicht und ein Computerspiel – sind das wesensverwandte Genres oder im Gegenteil grundverschiedene Kunst- und Spielformen? Der Dichter Christian Schloyer hat nun ein unerhörtes Experiment gewagt: In seinem offenen, sich in viele Richtungen verzweigenden Gedicht „Jump ‘N‘ Run“, für das er 2016 den Münchner Lyrikpreis erhielt, gestaltet er die Bewegung des Textes und der Bildregister wie in einem Computerspiel. Er selbst charakterisiert seinen Text als „lyrisches Retro-Computerspiel in Buchform“. Der Aufbau des Gedichts ähnele dem Videospiel-Klassiker „Donkey Kong“. Die einzelnen Wörter und Bildkombinationen sind hierbei über grafische Treppen und Leitern verbunden. Der aktive Leser/Spieler hat damit die Möglichkeit, von Ebene zu Ebene springen, bis er in seinem individuellen Prozess des Lesens, Auslegens und Interpretierens das nächste Level erreicht. Christian Schloyer, 1976 in Erlangen geboren, lebt mit seiner Familie in Nürnberg und arbeitet seit vielen Jahren als Lyriker, Konzept- und Klangkünstler, Literaturveranstalter sowie als Prosa-Autor mit den Schwerpunkten Fantasy und Kinderbuch. Im Brotberuf ist er als freier Werbetexter und Kommunikationsberater tätig.
In Erlangen hat er im Jahr 2000 die Textwerkstatt und Autorengruppe
„Wortwerk“ ins Leben gerufen, deren Mitglied er bis heute ist. 2007 erschien sein lyrisches Debütbuch „spiel • ur • meere“, in dem der Autor die sanfte Drift kunstvoll verwobener Bilder und das metaphorische Erzeugen von Schwebezuständen ausprobiert, ein kunstvolles Exerzitium der Sprachmagie. In seinem dritten Band „Jump ‘N‘ Run“ bewegt sich der Dichter nun zwischen textuellen und grafischen Elementen, die er in einer faszinierenden Beamer-Performance vorführt. Vers für Vers arbeitet sich der Autor hier durch die Gedichte, wobei ein ikonisches Subjekt, ein schwarzes Männchen als „Spielfigur“ das jeweils nächste „Level“ mit kühnen Bildern und Motiven betritt. (M. B.)
Siehe auch » Jump ’N’ Run – Lyrik von Level zu Level.
Auszeichnungen u. a.: Erster Preis des 12. Open Mike, Berlin (2004), Leonce-und-Lena-Preis (2007), Aufenthaltsstipendium im LCB (2008), Kulturförderpreis für Literatur der Kulturstiftung Erlangen (2009), Förderpreis zum August-Graf-von-Platen-Preis, Ansbach (2011), Bayerischer Kunstförderpreis Literatur (2013), Stipendium der Stadt Nürnberg (2015), Lyrikpreis München (2016), Stadtschreiber Tübingen (2017).
Veröffentlichungen (Auswahl):
– „spiel • ur • meere“, Gedichte, kookbooks, Idstein/Berlin 2007
– „panik • blüten“, Gedichte, Poetenladen, Leipzig 2012
– „Jump ‘N‘ Run“, Gedichte, Poetenladen, Leipzig, August 2017
Do, 24.8, 20 Uhr, Markgrafentheater
Sa, 26.8., 22 Uhr, Palais Stutterheim, Innenhof
So, 27.8., 16:30 Uhr, Schlossgarten