37. Erlanger Poetenfest — 24. bis 27. August 2017
Bilderbuch-Lesewiese im Schlossgarten – Foto: Erich Malter, 2007

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Kenah Cusanit

Mit ihren Essays in der Zeitschrift EDIT, die mit funkelnder Intelligenz die unterschiedlichsten Wissensgebiete erkunden, hat sich die Dichterin, Philologin und Anthropologin Kenah Cusanit als die wohl eigenwilligste Stimme innerhalb der jüngeren Dichtergeneration profiliert. Sie wurde1979 in Blankenburg geboren, studierte Altorientalische Philologie (Sumerisch, Akkadisch, Hethitisch) sowie Afrikanistik und arbeitete mehrere Jahre als Wissenschaftsjournalistin im In- und Ausland. 2014 erschien ihr ebenso schmales wie suggestives Debütwerk „aus Papier“, für das sie u. a. mit dem Bayerischen Kunstförderpreis ausgezeichnet wurde. In ihrem jüngsten Gedichtbuch „Chronographe Chorologien I“ thematisiert sie die Menschheitsgeschichte als eine polyphone Geschichte von Ein- und Auswanderungen, von Flüchtlings- und Wanderungsbewegungen. Der „Chronograph“, die Messinstanz von Zeit, wörtlich der „Zeitschreiber“, trifft auf die „Chorologie“, die Lehre vom Raum, abgeleitet vom griechischen „chora“, „Raum“. Jedes Gedicht ist hier einer Jahreszahl oder einem bestimmten historischen Zeitraum zugeordnet, dabei springen die Texte zwischen den Zeitaltern und Epochen hin und her. Der Prolog setzt ein mit einem klimakatastrophischen Szenario aus dem Jahr 2979, später blendet die Dichterin zurück in die Frühgeschichte, 3000 v. Chr.: „woran / sollen jetzt die Vögel ihre Vierkantschnäbel reiben, an Seen, / Wasserläufen, an Blüten?“ Zur Grundfrage wird: Wie interagiert der Mensch in seinem Bewegungsdrang mit seiner Umgebung, mit seiner Raumwahrnehmung, ist er schöpferisch oder zerstörerisch oder beides zugleich? (M. B.)

Auszeichnungen u. a.: Arbeitsstipendium des Landes Brandenburg (2009), Feldkircher Lyrikpreis (2010), Arbeitsstipendium der Sächsischen Kulturstiftung, Literatur Update-Preis der Literaturstiftung Bayern (2012), Bayerischer Kunstförderpreis (2014), Arbeitsstipendium des Berliner Senats (2017).

Veröffentlichungen (Auswahl):
– „aus Papier“, Gedichte, Hochroth, Berlin 2014
– „hallt“, Gedicht, in: M. Braun (Hrsg.): „Lyrik-Taschenkalender 2017“, Das Wunderhorn, Heidelberg 2016
– „Chronographe Chorologien I“, Gedichte, Hochroth, Berlin 2017

Sa, 26.8., 14:30 Uhr, Schlossgarten

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