Emilia Smechowski
Emilia war noch Emilka, als ihre Eltern sie eines Abends ins Auto setzten – raus aus dem grauen Polen, nach Westberlin! Das war 1988. Kurz darauf hatte sie einen neuen Namen, eine neue Sprache, ein neues Land. Nur zwei Jahre später waren sie Deutsche, und aus dem Traum war der tägliche Kampf geworden, bloß nicht aufzufallen, sich perfekt zu integrieren. Wenn die neuen Kollegen zum Essen kamen, gab es nicht etwa Piroggen, sondern Mozzarella und Tomate. Und als Emilia ein Deutschdiktat mit zwei Fehlern nach Hause brachte, war ihre Mutter entsetzt: Was war schiefgelaufen?
Aus keinem Land sind in den vergangenen Jahrzehnten mehr Menschen nach Deutschland gekommen als aus Polen. Und keine andere Einwanderergruppe war so sehr darauf bedacht, sich unsichtbar zu machen. In „Wir Strebermigranten“ erzählt Emilia Smechowski die persönliche Geschichte einer kollektiven Erfahrung: eine Geschichte von Scham und von verbissenem Aufstiegswillen, von Befreiung und Selbstbehauptung. Ist dieses Debüt ein Roman? Eine Autobiografie? Ein Essay? Eine Reportage? Es ist auf alle Fälle Literatur von großer inhaltlicher Nachdenklichkeit und sprachlicher Eindringlichkeit. Und im Sinne von Tolstois berühmtem erstem Satz in „Anna Karenina“: „Alle glücklichen Familien gleichen einander, jede unglückliche Familie ist auf ihre eigene Weise unglücklich“ ist „Wir Strebermigranten“ ein autobiografischer Familienroman.
Emilia Smechowski, 1983 in Polen geboren, studierte Operngesang und Romanistik in Berlin und Rom, war Redakteurin bei der taz und arbeitet heute als freie Autorin und Reporterin, u. a. für Geo, die Süddeutsche Zeitung und „Die Zeit“. (D. K.)
Auszeichnungen u. a.: Deutscher Reporterpreis (2015), Konrad-Duden-Journalistenpreis, Deutsch-polnischer Tadeusz-Mazowiecki-Journalistenpreis (2016).
Veröffentlichung:
– „Wir Strebermigranten”, Roman, Hanser Berlin, 2017
So, 27.8., 13:30 Uhr, Schlossgarten