37. Erlanger Poetenfest — 24. bis 27. August 2017
Bilderbuch-Lesewiese im Schlossgarten – Foto: Erich Malter, 2007

« zurück

Thomas Lehr

Geboren 1957 in Speyer als ältestes von acht Geschwistern, Studium der Mathematik, Physik und Biochemie. Ein Jahr vor Studienende beschloss Thomas Lehr Schriftsteller zu werden, verdiente bis 1999 seinen Lebensunterhalt zunächst jedoch als EDV-Fachmann. Sieben Jahre saß Thomas Lehr an seinem ersten Roman „Die Erhörung“ – dann wollte kein Verlag das Manuskript veröffentlichen. Diese bittere Erfahrung verarbeitete er in seinem zweiten Roman „Zweiwasser oder Die Bibliothek der Gnade“ zu einer Satire des Literaturbetriebs. Ironischerweise gelang ihm damit der Durchbruch. Thomas Lehrs Texte sind durch anspruchsvolle Anspielungen, einen scharfen Intellekt und die Einbeziehung verschiedenster Wissenschaftsdisziplinen gekennzeichnet. Er begreift den Roman als Erkenntnisinstrument, das beim Leser Denkprozesse anregen soll.
Zum ersten Mal beim Erlanger Poetenfest zu Gast war Thomas Lehr 2005 mit seinem im Umfeld des Kernforschungszentrums CERN spielenden Roman „42“, einem Thriller über die Suche nach der Zeit. In „September. Fata Morgana“ erzählte Lehr zwei parallele Lebensgeschichten von zwei Vätern und zwei Töchtern in den USA und im Irak. Eine Tochter stirbt am 11. September 2001 im New Yorker World Trade Center, während die andere 2004 in Bagdad bei einem Bombenattentat ums Leben kommt. In seinem jüngsten Roman „Schlafende Sonne“ liefert Lehr nun ein überwältigendes Fresko, in dem sich psychologische, philosophische und soziologische Reflexionen ineinander verweben und mit enormer sprachlicher Kraft der Bogen von großen historischen Katastrophen der Vergangenheit zu den privaten Verstrickungen seiner Hauptfiguren im heutigen Berlin gespannt wird. Anhand eines einzigen Sommertags im Jahr 2011 entwickelt Lehr deutsche Szenarien eines ganzen Jahrhunderts.

Auszeichnungen u. a.: Förderpreis des Rheinland-Pfälzischen Schriftstellerverbandes (1993, 1999, 2001), Rauriser Literaturpreis (1994), Förderpreis Literatur zum Kunstpreis Berlin (1996), Stipendium des Künstlerhauses Wiepersdorf (1998), Rheingau-Literatur-Preis (1999), Wolfgang-Koeppen-Preis (2000), Kunstpreis Rheinland-Pfalz (2006), Shortlist Deutscher Buchpreis (2010), Berliner Literaturpreis, Heiner-Müller-Gastprofessur, Stadtschreiber von Bergen-Enkheim (2011), Marie-Luise-Kaschnitz-Preis (2012), Joseph-Breitbach-Preis (2015). Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland, Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur.

Veröffentlichungen (Auswahl):
– „Zweiwasser oder Die Bibliothek der Gnade“, Roman, Rütten & Loening, Berlin 1993
– „Die Erhörung“, Roman, Aufbau, Berlin 1995
– „Nabokovs Katze“, Roman, Aufbau, Berlin 1999
– „Frühling“, Novelle, Aufbau, Berlin 2001
– „42“, Roman, Aufbau, Berlin 2005
– „Tixi Tigerhai und das Geheimnis der Osterinsel”, Kinderbuch, Aufbau, Berlin 2008
– „September. Fata Morgana“, Roman, Hanser, München 2010
– „Größenwahn passt in die kleinste Hütte. Kurze Prozesse“, Hanser, München 2012
– „Schlafende Sonne“, Roman, Hanser, München, August 2017

So, 27.8., 17 Uhr, Schlossgarten

« zurück