37. Erlanger Poetenfest — 24. bis 27. August 2017
Bilderbuch-Lesewiese im Schlossgarten – Foto: Erich Malter, 2007

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Sasha Marianna Salzmann

Eine frühe Kindheit in Moskau, 1995 im Alter von zehn Jahren zusammen mit den Eltern und dem Bruder nach Berlin. Das bedeutete für Sasha Marianna Salzmann eine Jugend voller Verunsicherungen und Eindrücke. Dass sie sich für szenisches Schreiben interessierte, um für die Welt, wie sie diese wahrnimmt, eine Sprache und für die Sprache Bilder zu finden, leuchtet ein. Wer ihre Stücke, die am Berliner Maxim Gorki Theater uraufgeführt werden (Sasha Marianna Salzmann ist dort Hausautorin), kennt, sieht in anonymes Großstadtleben, kein Ort ist eine verlässliche Größe, das Lokale, Religiöse, Geschlechtsspezifische, alles ist in Auflösung. So ist das auch in Sasha Marianna Salzmanns erstem Roman: „Außer sich“. Er beginnt mit Alis Suche nach dem Zwillingsbruder Anton. Anton ist verschwunden. Er hat eine Postkarte aus Istanbul geschickt. Ohne Adresse. Das klingt nach einem bekannten Plot, was aber beginnt, ist nicht nur eine verwirrende Reise in eine verwirrende Stadt, sondern eine Reise mit Personen, die ihre Identität wechseln. Aus einer Frau wird ein Mann, alle haben mehrere Vornamen und mehrere Rollen. Die Ich-Erzählerin umschreibt sich als „russische Fresse aus Deutschland“ mit jüdischer Identität. Diese „Fresse“ verfügt über eine große Poesie. Sasha Marianna Salzmann verbindet das Raue mit dem Poetischen, beschreibt Istanbul, Berlin und Moskau durch die Menschen, die dort wohnen. Die Erzählerin riskiert alles auf der Suche nach dem Bruder und lernt dabei selbst die Welt und die Menschen kennen und die um sie herum lauernden Gefahren. Ali, die auch Alissa heißt, sucht nicht nur nach dem Bruder, sondern auch nach den eigenen Erinnerungen, dem eigentlichen Hauptthema dieses fulminanten Debüts, das unsere Gegenwart nicht als statischen Ort zeigt, sondern als offenes Gelände. (V. A.)

Auszeichnungen u. a.: Exil-DramatikerInnenpreis der Wiener Wort­staetten (2009), Kleist-Förderpreis (2012), Publikumspreis bei den Mülheimer Theatertagen (2013).

Veröffentlichung:
– „Außer sich“, Roman, Suhrkamp, Berlin, September 2017

Theater (Auswahl):

– „Weißbrotmusik“, UA BAT Berlin 2010, Verlag der Autoren, Frankfurt a. M. 2011
– „Satt“, UA Bayerisches Staatstheater, München 2011, Verlag der Autoren, Frankfurt a. M. 2012
– „Massensterben der Möglichkeiten“, UA Deutsches Theater, Berlin 2011
– „Muttermale Fenster blau“, UA Ruhrfestspiele, Recklinghausen 2012, Verlag der Autoren, Frankfurt a. M. 2012
– „Muttersprache Mameloschn“, UA Deutsches Theater, Berlin 2012, Verlag der Autoren, Frankfurt a. M. 2012
– „Schwimmen lernen“, UA Staatstheater Heidelberg 2013, Verlag der Autoren, Frankfurt a. M. 2013
– „Wir Zöpfe“, UA Maxim Gorki Theater, Berlin 2015
– „Meteoriten“, UA Maxim Gorki Theater, Berlin 2016
– „Die Aristokraten“, UA Schauspielhaus Hannover 2016
– „Ich, ein Anfang“, UA Schauspiel Frankfurt 2017
– „Zucken / Verstehen sie den Dschihadismus in acht Schritten!“, UA Junges Theater Basel und Maxim Gorki Theater, Berlin 2017

So, 27.8., 17:30 Uhr, Schlossgarten

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