37. Erlanger Poetenfest — 24. bis 27. August 2017
Bilderbuch-Lesewiese im Schlossgarten – Foto: Erich Malter, 2007

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Annette Mingels

Vor zehn Jahren berichtete die 1971 in Köln geborene Annette Mingels in der FAZ über die Ursachen und Folgen ihrer Adoption. Sie sei dreißig gewesen, als ihre leibliche Mutter Kontakt zu ihr aufnahm. Sie hatte gerade ihre Doktorarbeit über die „Kategorie des Einzelnen als gemeinsame Denkform bei Friedrich Dürrenmatt und Sören Kierkegaard“ geschrieben und war, inzwischen verheiratet, nach Zürich gezogen. Ihr erstes Buch war auf dem Markt. Es stellte sich heraus, dass Annette Mingels Mutter mit Mitte fünfzig immer noch ein Hippie-Leben führte, in Australien lebte, Esoterik-Bücher veröffentlichte und als Fotografin und Schauspielerin, unter anderem bei Fellini, tätig war. Drei Halbgeschwister habe sie, erfuhr die Tochter bei dieser Gelegenheit; es kam zu Begegnungen, auch mit ihrem leiblichen Vater. Wer den Zeitungsartikel der Schriftstellerin damals las, konnte sich nicht vorstellen, dass aus diesem Familienstoff kein Roman werden würde. Jetzt ist er erschienen, wenngleich „Was alles war“ nicht als schlicht autobiografisches Werk gelesen werden sollte. Es geht nach vier Romanen und einem Erzählungsband, in denen es vor allem um Existenzformen der Liebe zwischen Männern und Frauen ging, um Wahlverwandtschaften und Familienkonstellationen, wie sie nicht alle Tage vorkommen. Die literarische Kritik überschlug sich in den vergangenen Wochen mit Lobeshymnen. „Die Autorin hat einen scharfen, aber auch warmherzigen Blick auf ihre Figuren“, schrieb der Zürcher Tages-Anzeiger. Und die FAZ schwärmte: „Der Stoff ist klug organisiert. Zum literarischen Realismus dieser Art gehört ein Bewusstsein fürs innere Theater, dazu die Freude am Slapstick bei gleichzeitigem Respekt vor tausend widersprüchlichen Momenten dieser vielen Leben.“ (H. St.)

Auszeichnungen u. a.: Förderpreis der Sylt-Quelle, Kulturelle Auszeichnung des Kantons Zürich (2007, 2010), Stipendiatin von HALMA dem europäischen Netzwerk literarischer Zentren (2008).

Veröffentlichungen (Auswahl):
– „Puppenglück“, Roman, Zytglogge, Gümligen 2003
– „Die Liebe der Matrosen“, Roman, DuMont, Köln 2005
– „Der aufrechte Gang“, Roman, DuMont, Köln 2006
– „Romantiker. Geschichten von der Liebe“, DuMont, Köln 2007
– „Tontauben“, Roman, DuMont, Köln 2010
– „Was alles war“, Roman, Knaus, München 2017

So, 27.8., 18 Uhr, Schlossgarten

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