37. Erlanger Poetenfest — 24. bis 27. August 2017
Nebenpodium im Schlossgarten. Moritz Rinke im Gespräch mit Verena Auffermann – Foto: Erich Malter, 2006

Veranstaltung


Ein Zerrblick in die Zukunft – Zwei böse Dystopien jüdischer Autoren
Gespräch mit Doron Rabinovici und Rafael Seligmann, Moderation: Florian Felix Weyh, Lesungen: Markus Hoffmann

Ein jüdischer Filou namens Paul Levite wird deutscher Bundeskanzler, ausgerechnet als Kandidat einer rechtspopulistischen Partei! Eine extraterrestrische Macht erobert die Erde und bleibt sanftmütig, solange sich einzelne Menschen „freiwillig“ verzehren lassen. Dies passiert in zwei belletristischen Szenarien, die in die nähere und fernere Zukunft schauen und von jüdischen Autoren stammen: Rafael Seligmann und Doron Rabinovici.
Ihre beiden Romane „Deutsch meschugge“ (Seligmann) und „Die Außerirdischen“
(Rabinovici) sind böse Dystopien, die unsere realen Zustände zwar unerhört zuspitzen, zugleich aber den Finger in offene Wunden legen. Wenn Paul Levite bei Seligmann 2019 an die Macht kommt, liegt das vor allem an prinzipienlosen Politikern, die persönliche Macht für wichtiger halten als das Wohl des ihnen anvertrauten Staates. Beinahe kommt es zum Atomkrieg ... und mancher Leser wird nach der Lektüre von „Deutsch meschugge“ die Außerirdischen herbeisehnen, damit sie uns von uns selbst erlösen.
Aber das, zeigt Doron Rabinovici, wäre eine schlechte Option: Denn all das an die Shoah erinnernde Unheil, das sie mit ihrem scheinbar friedlichen Wunsch nach ein paar menschlichen Appetithappen verursachen, ist reines Menschenwerk. Die Erlösung mittels extraterrestrischen Superintelligenzen bleibt aus: Wir sind, wer wir sind: unvernünftige Raubtiere.
Florian Felix Weyh

Doron Rabinovici: Die Außerirdischen. Suhrkamp. Berlin, 7. Aug 2017
Rafael Seligmann: Deutsch meschugge. Transit. Schwarzenbach, Jun 2017


Sonntag, 27. August, 14:00 Uhr, Orangerie im Schlossgarten
Eintritt frei!

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